Aktuelle Entwicklungen in der polnischen Verteidigungspolitik

Ein Kamingespräch mit Justyna Gotkowska vom Centre for Eastern Studies in Warschau, Polen

Die am 21.12.2023 stattgefundene Onlineveranstaltung mit Frau Gotkowska über das Thema „Aktuelle Entwicklungen in der polnischen Verteidigungspolitik“ war die Abschlussveranstaltung unseres Themenmonats „Die Mitte der NATO-Ostflanke im Fokus“.

 

Dabei waren ihre Einschätzungen und Berichte über den Stand der polnischen Streitkräfte und die politische Situation in Polen ein guter Abschluss, bei dem wir unser in den Veranstaltungen vorher erworbenes Wissen über die Region noch einmal gut vertiefen konnten.

 

Diskutiert wurde über verschiedene Aspekte der derzeitigen polnischen Verteidigungspolitik. Neben den allseits bekannten Aufrüstungsplänen der vergangenen PiS-Regierung bis hin zu den strategischen Fragen eines Einsatzes der Streitkräfte gegen eine zukünftige russische Aggression.

 

Hierbei wurde uns Zuhören und Mitdiskutanten klar, dass die Bedrohungswahrnehmung der Polen auf den derzeitig stattfindenden russischen Revisionismus in der Ukraine eine andere ist als hier in Deutschland. Um das zu verstehen haben wir vorbereiten für die Diskussion mit Frau Gotkowska einen Stammtisch abgehalten, auf dem wir uns mit der polnischen Geschichte befasst haben.

 

Historische Tatsachen und noch offene Traumata des polnischen Volkes sind der Grund für die derzeitigen sicherheitspolitischen Entwicklungen des Landes. Die dort herrschende Bedrohungsperspektive uns näherzubringen war ein besonderes Anliegen der Referentin. Frau Gotkowska, Expertin für Mittel- und Nordeuropäische Verteidigungspolitik, kennt dabei die Deutsche Perspektive nur zu gut. Hier war es ihr wichtig gewesen uns zu zeigen, dass Polen mit einem russischen Angriff auf Europa schon deutlich früher rechnet, als das in Deutschland durch eine vorherrschende Meinung in der Öffentlichkeit kommuniziert wird.

 

Der Ausblick bleibt spannend. Frau Gotkowska geht davon aus, dass mit der neuen polnischen Regierung unter Donald Tusk eine Annäherung an Deutschland zu erwarten ist. Einhergehend damit vermutlich auch eine bessere Kommunikation der eigenen Sicherheitsbedürfnisse und Ängste an Berlin.

 

Es bleibt abzuwarten, ob Polen und Frau Gotkowska mit der Annahme eines möglichen russischen Angriffs auf die NATO in 2 bis 3 Jahren recht behalten wird. In jedem Fall täten wir gut daran, mehr solcher Treffen wie dieses abzuhalten, um diese Perspektive zu verstehen und auch nach innen kommunizieren zu können.

 

Wir bedanken uns herzlich bei Frau Gotkowska für den tollen Austausch und freuen uns auf zukünftige weitere Treffen.

 

Christian Nerzejewski,

Vorsitzender WS 2023/24