Online-Seminar: Die Afrikanische Union: Zwischen Pan-Afrikanismus und Subsidiarität

Am 27. August begrüßten wir Dr. Lynda Iroulo vom Deutschen Institut für Globale und Regionale Studien (GIGA) für einen Beitrag über die Afrikanische Union (AU), ihre Ursprünge und Institutio-nen sowie über die afrikanische Friedens- und Sicherheitsarchitektur.

Dr. Iroulo erklärte, dass der Hauptgrund für die Gründung der Vorgängerin der Afrikanischen Uni­on, der Organisation für Afrikanische Einheit, ein inneres Erwachen durch äußere Einflüsse gewe­sen sei. Viele Veteranen des Zweiten Weltkriegs seien nach dem Krieg mit einem neuen Verständnis von Gleichheit nach Hause auf den Konti­nent zurückgekehrt. Andere waren zum Studium im Aus­land. Mit ihnen brachten sie die Ideen des Pan-Afrikanismus, der Freiheit für alle Afrikaner und Afrikanerinnen sowie des Ende des Kolonialismus und der Apartheid auf den Kontinent.

 

Nach einem kurzen Einblick in die komplexe institutionelle Struktur der AU erläuterte Dr. Iroulo die afrikanische Friedens- und Si­cherheitsarchitektur. Deren Haupt­aufgabe sei die Bewältigung der anhaltenden Konflikte auf dem afrikanischen Kontinent. Sie sei je­doch durch rechtliche Fragen und die ihr zur Verfügung stehen­den Ressourcen stark eingeschränkt. Ein wichtiger Pfeiler der Afrikani­schen Friedens- und Sicher­heitsarchitektur sei der Friedens- und Sicherheitsrat. Er besteht aus 15 Mitgliedern, die für zwei oder drei Jahre gewählt wer­den. Die 15 Sitze werden auf die Re­gionen West-, Nord-, Ost-, Süd- und Zentral-Afrika im Rotati­onsverfahren und unter Berücksichtigung der Größe aufgeteilt. Der Rat verfügt über beratende Nebenorgane wie den Militärstabsausschuss und den Expertenausschuss. Zudem arbeitet er mit vielen regio­nalen und internationalen Institutionen und Akteuren zusammen.


Es ist zwar nicht einfach die Effektivität der AU und ihrer Institutionen richtig einzuschätzen, je­doch identifizierte Dr. Iroulo einige Stärken und Schwächen der Union. Die AU stehe für eine kol­lektive, solidarische und einstimmige Entschei­dungsfindung. Damit ermögliche sie es den afrikani­schen Staaten, in der Weltpolitik mit einer Stimme zu sprechen und sich aktiv für eine Aufstockung der Mittel für UN-Friedensmissionen in Afrika einzu­setzen. Innenpolitisch betrachtet reguliere die AU das Verhalten der Staaten und habe viele bahnbre­chende Verträge ermöglicht sowie zur Setzung von Normen beigetragen.

 

Laut Dr. Iroulo ist es jedoch eine große Schwäche der Organisation, dass sie viele Abkommen und Verträge schließt, deren Implementierung sich anschließend schwierig gestaltet. Die Menschen Afri­kas stün­den nicht wirklich im Mittelpunkt der Organisation und es mangele an Verantwortlichkeit. Die größte Schwäche und Herausforderung sei die enorme Ab­hängigkeit von externer Hilfe. Rund 90% des Friedens- und Sicherheitsbudgets der AU bestünden aus ausländischen Mitteln.

 

Abschließend beschrieb Dr. Iroulo spezifische Bereiche, in denen die AU hervorragende Leistungen erbringe. Einer davon ist die Rechtsstaatlichkeit. Darüber hinaus habe die Union viel zur Weltpolitik beigetragen. 90% der natürlichen Ressourcen seien in Afrika zu finden. Diese Ressourcen seien für jede entwickelte Nation und jede Nation, die danach strebt, eine solche zu werden, von entscheiden­der Bedeutung. Dr. Iroulo ist davon überzeugt, dass viele internationale Organisationen, insbeson­dere die Vereinten Nationen, von der AU und ihrem Ansatz einer fairen und gerechten Vertretung ihrer Mitgliedstaaten lernen könnten.

 

Zum Schluss öffneten wir die Veranstaltung für Fragen. Mit gezielten und hochinteressante Fragen erfuhren unsere Teilnehmenden mehr über die AU als Institution, ihre Rolle in der Weltpolitik, zu­künftige Projekte und Ent­wicklungen sowie über Ihre Beziehung zur Volksrepublik China.


Wir bedanken uns bei Dr. Iroulo, dass Sie unser Verständnis von der Afrikani­schen Union und der Afrikanische Friedens- und Sicherheitsarchitektur erweitert hat. Unseres nächst­es Online-Seminar findet am 10. September, von 17:00 bis 18:30, mit Dr. Christina Kohler zum Thema Klima und Sicherheit statt.