Zeitzeugengespräch & Netzwerkfrühstück mit Dr. Axel Hartmann, Botschafter a.D.

Nachdem wir uns in der vergangenen Woche auf die Veranstaltung mit dem Botschafter a.D. in der Slowakei Dr. Axel Hartmann vorbereitet haben, fand am Donnerstag, den 24.11.2021 zunächst ein Zeitzeugengespräch und am Freitag, den 15.11.2021 ein Netzwerkfrühstück mit Dr. Axel Hartmann statt.

 

Zum Einstieg der Veranstaltung gab uns der Referent Dr. Hartmann einen Überblick über seinen persönlichen Werdegang. Nach Studienabschluss war der promovierte Jurist anfangs als Wissenschaftlicher Assistent und Lehrbeauftragter im Staats- und Völkerrecht an der Universität Würzburg tätig, bevor er 1980 seine Laufbahn im Auswärtigen Amt begann. Zunächst arbeitete er in der Abteilung für Abrüstung und Rüstungskontrolle, später wurde Dr. Hartmann an die Deutsche Botschaft in Budapest versetzt. 1985 wechselte er an die Deutsche Ständige Vertretung der NATO in Brüssel, um dann 1987 ins Bundeskanzleramt versetzt zu werden, wo er u.a. stellvertretender Leiter des Ministerbüros beim damaligen Chef des Bundeskanzleramtes Rudolf Seiters war. Nach einer Tätigkeit für den Freistaat Thüringen zum Aufbau der ständigen Vertretung des neuen Bundeslandes beim Bund, kehrte er 2006 wieder in den diplomatischen Dienst zurück und wurde Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Mailand, bevor er von 2009 bis zu seiner Pensionierung 2013 als deutscher Botschafter in der Slowakei fungierte.

 

Besonders beeindruckend schilderte Dr. Hartmann seine Zeit an der Deutschen Botschaft in Budapest. Diese war geprägt durch den beginnenden Niedergang der Sowjetunion. So gab es in dem gesamten Staatenbund große Versorgungsprobleme der Bevölkerung mit Gütern, da das planwirtschaftliche Vorgehen des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe, das Pendant zur westeuropäischen Organisation für Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD), nicht mehr richtig funktionierte. 1985 wurde Michail Gorbatschow zum Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) gewählt. Mit seinem Programm der Perestroika versuchte er grundlegende Reformen für Staat, Gesellschaft und Wirtschaft durchzusetzen. Beflügelt von dem Politikwechsel in Moskau und der Hoffnung einer Öffnung der damaligen Sowjetunion machten sich über mehrere Jahre zehntausende Menschen auf dem Weg nach Ungarn um „das Loch im Zaun“ zu finden. Dr. Hartmann erzählte dabei mitreißend, wie sie versuchten den an der gestrandeten DDR-Bürgern zu helfen. Dabei schreckte man auch vor unkonventionellen Methoden nicht zurück und stellte beispielsweise westdeutsche Pässe aus, verhandelte Freikäufe von Ausreisewilligen und versorgte Flüchtlinge über Information zur Befestigung von Grenzanlagen um deren oft abenteuerliche Flucht in den Westen zu unterstützen. So war es nicht selten, dass Flüchtlinge mit Flugzeugen oder versteckt in Kraftstofftanks über die Grenze geschmuggelt wurden. Aufgrund seiner Tätigkeit als „Fluchthelfer“ geriet Herr Dr. Hartmann und die Deutsche Botschaft in Budapest zusehends in den Fokus des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR. Dies manifestierte sich durch verschiedene Lauschangriffe, wo z.B. versucht wurde die Chiffriermaschine der Deutschen Botschaft, mit der verschlüsselte Nachrichten verschickt werden, anzuzapfen. Trotz all diesen Bemühungen konnte die Stasi nicht verhindern, dass sich im Jahr 1989 endgültig die ungarische Grenze öffnete, und tausende DDR-Bürger, die vorher in Notlagern ausgeharrt sind, in den Westen strömten.  Nach seinem Vortrag hatte dann noch alle Studierenden die Möglichkeit Fragen zu stellen.

 

Zum Abschluss möchten wir uns noch sehr herzlich bei unserem Referenten Dr. Axel Hartmann bedanken, sowie bei der Deutsch-Ungarischen Hochschulgruppe, in besonderem dem Vorsitzenden Domokos Kovács, die zusammen mit der logistischen Unterstützung der GoverNET-Hochschulgruppe diesen Vortrag erst möglich gemacht hat. Außerdem bedanken wir uns auch bei allen Studierenden, die an der Veranstaltung teilgenommen haben und unserem Referenten „Löcher in den Bauch gefragt haben“.