"An deutschen Unis so gut wie nicht abgebildet"

Über den Stellenwert der Sicherheitspolitik in der deutschen Hochschullandschaft und die Berufsaussichten des sicherheitspolitischen Nachwuchses wurde kürzlich auf dem Frankfurter Allgemeine Forum in Berlin zum Thema „Die Deutsche Sicherheitspolitik in der öffentlichen Diskussion 2014“ eifrig diskutiert. Auch der Bundesverband Sicherheitspolitik an Hochschulen (BSH) war mit seinem Bundesvorsitzenden Fabian Forster auf dem Podium vertreten.

Deutschland wird auf dem Gebiet der Außen- und Sicherheitspolitik oft die Rolle eines „serious non performer“, eines Neinsagers und Drückebergers zugeschrieben. Durch die Große Koalition scheint diese Rolle nun zumindest auf dem Prüfstand zu stehen, wie einige bemerkenswerte Äußerungen von Regierungspolitikern und zuletzt auch des Bundespräsidenten zu „Deutschlands Rolle in der Welt“ belegen. Die bisher mangelnden Ambitionen rund um das Thema Sicherheitspolitik scheinen sich auch in einem geringen Stellenwert des Faches in der deutschen Hochschullandschaft und schlechten Jobaussichten niederzuschlagen. Ein feindliches Klima also für den sicherheitspolitischen Nachwuchs?

 

Zusammen mit der Doktorandin Ulrike Esther Franke von der Universität Oxford und dem Verteidigungspolitischen Sprecher der CDU/CSU-Fraktion Henning Otte diskutierte Fabian Forster über wichtige Punkte in der Debatte um die Herausforderungen des sicherheitspolitischen Nachwuchses. „Während es in den USA oder Großbritannien an jeder zweiten Uni einen eigenen Studiengang für Sicherheitspolitik gibt, ist diese Disziplin an deutschen Unis institutionell so gut wie gar nicht abgebildet. An vielen Unis sind die Arbeitskreise des BSH die einzigen, die überhaupt irgendetwas zu Sicherheitspolitik machen.“

 

Neue Impulse für Sicherheitspolitik an Hochschulen?

 

Henning Otte prognostizierte zwar, dass das Thema Sicherheitspolitik in Zukunft an Bedeutung gewinnen werde, nicht zuletzt durch die neue Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, die der Debatte neue Impulse verleihen würde. Zurzeit scheint es aber noch schwierig zu sein, sein sicherheitspolitisches Interesse an Deutschen Hochschulen auszuleben. So würde laut Franke viel Potenzial ins Ausland abwandern, zumindest für Studium und akademische Karriere. „Dass die Universitäten mehr anbieten als nur eine Handvoll Lehrstühle für die Analyse deutscher Außenpolitik“ – das forderte jüngst auch Bundespräsident Gauck bei der Eröffnung der Münchner Sicherheitskonferenz. Tatsächlich gebe es in Deutschland, so Forster, nur etwa vier bis fünf Lehrstühle und sogar nur zwei eigene Studiengänge speziell für Sicherheitspolitik. Natürlich sei auch zu hinterfragen, ob es nicht ein deutsches „labeling“-Problem sei und sich hinter Studiengängen wie „Internationale Beziehungen“ und „Friedens- und Konfliktforschung“ nicht letztendlich die gleichen Themen verbergen. „Es ist gut, dass es verschiedene Alternativen und Schwerpunkte gibt, aber vielen unserer Mitglieder ist das, was angeboten wird, einfach zu wenig.“

 

 

 

 

Und dabei, so Forster, wünsche sich die Mehrheit der Studierenden einen wissenschaftlichen und durchaus kritischen Austausch auch über heikle Themen. „Es gibt Drohnen, es gibt ‚targeted killing‘ – Das kann man gut finden oder auch nicht, aber man muss darüber reden und forschen können, gerade um die Deutungshoheit nicht einigen wenigen Politikern zu überlassen.“ Die Realität sehe im Unialltag aber häufig anders aus. Auch Franke bestätigte, dass sicherheitspolitische Themen an deutschen Unis von vornherein viel zu normativ und zu wenig wissenschaftlich angegangen würden.

 

Optimistischer Ausblick

 

Dennoch blickten die Diskutanten positiv in die Zukunft und sahen viel Potenzial in der deutschen Sicherheitspolitik. Es braucht wohl noch ein wenig mehr Mut, um gewisse Themen offen diskutieren und auch mitgestalten zu können.

 

Wie wichtig die Beschäftigung mit dem Thema jedoch ist, zeigten nicht zuletzt die anderen Panels des Tages. Weitere Diskussionspartner waren unter anderem Niels Annen (SPD), Omid Nouripour (Grüne), Thorsten Benner (Director Global Public Policy Institute) und Generalleutnant Bruno Kasdorf, die über zahlreiche aktuelle Entwicklungen und ihrer sicherheitspolitischen Konsequenzen sprachen.

 

Das Frankfurter Allgemeine Forum als sicherheitspolitische Diskussionsplattform bewies aber selbst, dass es nicht allzu schlecht um das Interesse an diesem Themenkomplex in Deutschland bestellt sein kann. Renommierte Panelisten, angeregte Diskussionen und ein interessiertes Publikum zeigten, dass Sicherheitspolitik in Deutschland kein Thema der zweiten Reihe mehr ist.

 

Bildnachweis:

Oben: BSH-Bundesvorsitzender Fabian Forster als Podiumsgast auf dem Frankfurter Allgemeine Forum

Unten: (v.l.n.r.) Fabian Forster, Ulrike Esther Franke, Dr. Andrea Despot (Moderation) und Henning Otte diskutieren über die Herausforderungen des sicherheitspolitischen Nachwuches.

(Alle Bildrechte: Frankfurter Allgemeine Forum)

 

Weitere Informationen:

Offizieller Bericht des Frankfurter Allgemeine Forums