"How to run a mission HQ?"

Was muss bei der Ausarbeitung einer Friedensmission der Vereinten Nationen eigentlich alles beachtetet werden? Wie wird hinter den Kulissen des internationalen Systems geplant? Und welche Akteure sind dabei eigentlich involviert? Diese und weitere spannende Fragen können fünf Mitglieder des Bundesverbandes Sicherheitspolitik an Hochschulen (BSH) nach der Simulation einer Friedensmission nun locker beantworten.

Mens agitat molem – der Geist bewegt die Materie – lautet das Leitmotiv der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg. Nach diesem Grundsatz wird auch der zweijährige General- und Admiralstabslehrgang für Offiziere aller Teilstreitkräfte gestaltet, welcher kurz vor seinem Abschluss die Simulation einer Friedensmission „United Nations Mission HQ“ beinhaltet. Das Besondere daran – die Offiziere sind nicht mehr ausschließlich unter sich. Zivilisten mit der unterschiedlichsten Expertise wird die Möglichkeit geboten, Teil des Planspieles zu sein. Dadurch erhält dieses einen realen Charakter. Zusätzlich können die unterschiedlichen Ansätze zur Problemlösung ausgetauscht und Diskussionen eröffnet werden. 

 

Ein sehr interessantes Umfeld, in das fünf Mitglieder des BSH vom 01. September bis zum 12. September 2014 einen Einblick erhalten durften. Als Studenten waren wir in der Unterzahl, doch die Möglichkeit mit Menschen mit unterschiedlichen beruflichen Hintergründen ins Gespräch zu kommen und sich austauschen zu können, war für uns eine spannende Erfahrung. Sowohl die Polizei, die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), Juristen, Politikwissenschaftler als auch Mitarbeiter unterschiedlicher NRO´s (Nicht-Regierungs-Organisationen) waren vertreten.

 

Die Diversität der Teilnehmer spiegelte auch den Charakter der Mission wieder. Nachdem die erste Woche zur Wiederholung und Vertiefung des Wissens über den Aufbau der Vereinten Nationen und die Grundlagen der Friedensmissionen genutzt wurde, konnten die Teilnehmer in der zweiten Woche das Wissen aktiv in einem der drei UN-Missionshauptquartiere anwenden. Dabei war die unterschiedliche Erfahrung, welche der Einzelne einbrachte, der treibende Motor. Auch hier wurde eine Mischung der Offiziere und Zivilisten gefördert, da in jedem Planungsstab der unterschiedlichen Bereiche (z.B. Polizei, Logistik, Militär, Entwicklung, etc.) für alle Teilnehmer Positionen ausgeschrieben waren.

 

In der Simulation sollten die Grundlagen für eine Friedensmission im fiktiven Land Kolpoto erarbeitet werden. Hintergrundinformationen zu der Geografie oder politischen Lage des Landes konnten dabei dem Leitfaden entnommen werden.

 

Die Zusammenarbeit gestaltete sich in jedem der Hauptquartiere anders. Selbst in den unterschiedlichen Bereichen wurde, je nach Zusammensetzung, der Fokus neu gewählt. Bei täglichen Besprechungen wurde der Stand der Arbeit ausgetauscht, die eigenen Interessen vorgetragen und für deren Beachtung eingestanden. 

 

Die Kommunikation war dabei der Schlüssel zur Umsetzung des eigenen ausgearbeiteten Konzeptes, welches wiederum dem anderer Bereiche ähneln oder sogar entgegengesetzt verlaufen konnte. 

 

Interessant war es zu beobachten, welche Überschneidungen es zwischen den Teilnehmern gab. Zum Beispiel, dass auch viele der Zivilisten schon Erfahrungen bei Einsätzen im Ausland gesammelt hatten, welche teilweise unter ganz anderen Bedingungen stattgefunden hatten als die der Offiziere. Somit konnten Diskussionen unter Einbezug persönlicher Erfahrungen geführt werden und wurden nicht nur auf angelesenes Wissen gestützt.

 

Dass auf der Ebene der internationalen Politik viele Meinungen und Interessen, aber auch die Knappheit von Ressourcen, bedacht werden wollen, ließ sich somit im Kleinen gut simulieren. Letztendlich scheint es, als ob die ausgearbeiteten Ansätze für Friedensmissionen wohl meist ein Kompromiss unterschiedlicher Einflüsse und Ansätze sind – perfekte Lösungen gibt es im politischen Bereich aufgrund der subjektiven Wahrnehmung wohl nie. 

 

Umso erstaunlicher erscheinen da im Nachhinein die bisherigen Friedensmissionen der Vereinten Nationen, bei denen schließlich nicht nur Menschen mit unterschiedlichem beruflichen sondern auch kulturellem Hintergrund eine gemeinsame Sprache finden mussten, um Grundlagen eines Blauhelm-Einsatzes zu erarbeiten.

 

Dadurch war die Simulation eine interessante Erfahrung, die die Komplexität der Entscheidungsprozesse im internationalen System gut verdeutlicht und Expertise aus ganz Deutschland vereint hat. Als Studenten haben wir uns über die Möglichkeit zur Teilnahme daran sehr gefreut und können jetzt unter anderem erklären, wie man das Hauptquartier einer UN Friedensmission organisiert.