Bericht zur Aufbauakademie

Vom 26. Februar bis zum 1. März 2015 fand in Berlin die sicherheitspolitische Aufbauakademie des Bundesverbandes Sicherheitspolitik an Hochschulen statt. Im Rahmen des dreitätigen Seminars beschäftigten sich die rund 25 Teilnehmer mit dem aktuellen und umfangreichen Themenkomplex „Migration und sicherheitspolitische Herausforderungen“

Teilnehmer der VI. Aufbauakademie

Tag 1

Bereits am ersten Tag stiegen die Teilnehmer mit dem Besuch der italienischen Botschaft in die Thematik der sicherheitspolitischen Herausforderungen der Migration ein. Von den beiden Botschaftsräten, die uns im Rahmen einer offenen Fragerunde zur Verfügung standen, konnten die Teilnehmer mehr über die italienische Sichtweise zu diesem schwierigen Thema erfahren. Besonderer Fokus lag hierbei auf den Flüchtlingswellen aus Nordafrika, welche unter menschenunwürdigen Bedingungen versuchen nach Lampedusa überzusetzen, weiterhin wurden die Operationen „Mare Nostrum“ und „Triton“ eingehend diskutiert.

Am Nachmittag näherten sich die Teilnehmer bei Gruppenarbeiten dem Themenkomplex Migration und Sicherheit aus wissenschaftlicher Sicht. Mit einer Vielzahl von Unterlagen erstellten die Studierenden Präsentationen und Meinungsbilder, welche im Anschluss daran innerhalb der Teilnehmer diskutiert wurden. Viele verschiedene Probleme auf individueller, gesellschaftlicher und staatlicher Ebene wurden im Rahmen dieser Arbeit identifiziert.

Ein anschließender Besuch im Bundesministerium des Innern rundete den ersten Tag erfolgreich ab. Hier konnten die Teilnehmer das zuvor erarbeitete Wissen während einer Fragerunde mit einem Mitarbeiter des Bereichs Migration ergänzen und ihre eigenen Sichtweisen mit einem Vertreter aus der Praxis diskutieren.

 

Tag 2

Der zweite Tag begann mit einem Workshop zum journalistischen Schreiben und Publizieren, welcher von einem Vertreter des ADLAS-Magazins geleitet wurde. Im Anschluss daran bekamen die Teilnehmer von einem Referenten von Amnesty International eine spannende Einführung in die rechtlichen und gesellschaftlichen Schwierigkeiten der Flüchtlingsthematik. Im ersten Teil des Vortrages wurde der Asylprozess anschaulich dargestellt und über die, sich daraus ergebenden Problematiken kontrovers diskutiert. Weitere Themenschwerpunkte waren sowohl der organisierte Menschenhandel als auch sogenannte „Pull-Faktoren“, welche zu einer immer zunehmenden Anzahl der Flüchtlinge führt. Alle Teilnehmer erlebten das Gespräch als sehr aufschlussreich und konnten ihre eigenen Ansichten und Erfahrungen einbringen.

Kontroverser wurde es im Anschluss in der Diskussion mit einem Vertreter von Borderline Europe, einer in Berlin beheimateten NGO. Dieser vertrat eine andere Sichtweise als Amnesty International. Sowohl die Konzepte der „nicht reglementierten Aufnahme“ und Wanderungsbewegungen als auch das bestehende System aus EU, Frontex und nationaler Grenzüberwachung wurden sehr kritisch diskutiert.

 

Tag 3

Am dritten Tag der Akademie konnten die Teilnehmer durch einen Vortrag eines ehemaligen Bundeswehrsoldaten, der sich durch die Teilnahme an einem TV Projekt vor Ort in Deutschland, Griechenland, Türkei und dem Irak ein genaues Bild der Flüchtlingssituation machen konnte, noch einige zusätzliche Eindrücke aus einer persönlichen Perspektive gewinnen. Dabei wurde vor allem noch einmal deutlich das menschliche Sicherheit vor allem auf der Seite der Migranten gefährdet ist, sowohl von fahrlässigen staatlichen Stellen wie den überforderten Mittelmeerstaaten (Griechenland, Italien) aber auch durch die Schmuggler und Schlepper die Menschen unter schlimmsten Bedingungen nach Europa bringen. Ein weiterer Referent, der im Anschluss daran von seiner Arbeit in einer Hamburger Erstaufnahmestation für Flüchtlinge berichtete, zeigte den Zuhörern die persönlichen Konflikte zwischen den Flüchtlingen als weitere Herausforderung der Migration auf. Traditionelle Rivalitäten und kulturelle Konflikte innerhalb der Stationsbewohner wurden diskutiert.

 

Fazit

Im Rahmen der Akademie wurde vor allem deutlich, dass die Thematik nicht einseitig betrachtet werden kann und das die Politik sich ressort- und fachübergreifend mit dem Thema auseinandersetzen muss. Die EU muss mehr und vor allem größere Anstrengungen im Bereich der gemeinsamen Asyl- und Flüchtlingspolitik unternehmen, da vor allem Mittelmeerstaaten zunehmend mit der aktuellen Situation überfordert sind.

Die Teilnehmer empfanden die Akademie geschlossen als professionell und sehr interessant und beteiligten sich rege an Diskussionen und Arbeitseinheiten. Darüber hinaus regte die Akademie den Austausch und das Netzwerken zwischen einigen BSH Hochschulgruppen an und diente daher ebenso als Plattform für zukünftige sicherheitspolitische Veranstaltungen.

 

 

Daniel Schnok