Als UN-Gesandter in Kolpoto

Wie bereits in den Vorjahren hat erneut eine Delegation des BSH am zweiwöchigen UN-Seminar (28.08-09.09.2016) an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg teilgenommen. Gemeinsam mit 80 weiteren Teilnehmern wurden die vier Studenten mit den Herausforderungen bei der Planung einer Peacekeeping-Operation der Vereinten Nationen konfrontiert.

Gruppenfoto mit allen Teilnehmer/innen © Führungsakademie der Bundeswehr (FüAkBw)

Gruppenfoto mit allen Teilnehmer/innen © Führungsakademie der Bundeswehr (FüAkBw)

Das Seminar gliedert sich in einen Theorie- und einen Simulationsteil. Dabei wird man im letzteren als frischgebackener UN-Stabsoffizier vor ein herausforderndes Szenario gestellt. Im fiktiven Staat Kolpoto rückt nach Jahrzehnten des Bürgerkrieges ein Friedensabkommen zwischen der Regierung und den Rebellen endlich in greifbare Nähe. Als Reaktion auf diese Entwicklung hat der UN Sicherheitsrat das Mandat für ein Vorausteam verabschiedet, als deren Teil die Seminarteilnehmer in das Land entsendet werden. Basierend auf der Annahme, dass in den kommenden Wochen ein Friedensabkommen unterzeichnet wird, soll nun die zukünftige Peacekeeping-Operation vorbereitet werden.

Wie wird eigentlich eine UN-Mission geplant?

Tatsächlich scheint mit Blick auf die gegenwärtige Lage des Landes die Hilfe der internationalen Gemeinschaft dringend notwendig. Denn trotz der politisch positiven Entwicklung des Konfliktes steht Kolpoto weiterhin kurz vor dem Kollaps. Durch eine gegenwärtige Dürre droht eine humanitäre Katastrophe. Zugleich findet die Aussicht auf einen Friedensvertrag nicht nur Zuspruch, denn sogenannte „Spoiler“, also Akteure mit gegenläufigen Interessen, finden sich vielerorts. Neben den Hardlinern auf Seiten der Regierung und der Rebellen stellen unkontrollierte Milizen eine weitere Gefahr für den Frieden dar.

 

Berücksichtigt man die Komplexität der Aufgabe mag es daher nicht überraschen, dass sowohl das Vorausteam als auch die spätere Peacekeeping-Mission nicht auf eine rein militärische Dimension beschränkt sind. Vielmehr verfolgen UN Friedensmissionen einen „integrated approach“, bei dem die militärische Komponente lediglich ein Teil der Lösung darstellt. Ganz in diesem Sinne spiegelt auch das Vorausteam die vielen verschiedenen Abteilungen und Aufgaben der späteren UN-Mission wieder, darunter etwa „political affairs“, humanitäre Hilfe und Logistik. Geführt werden UN Missionen in der Regel nicht durch einen Angehörigen des Militärs, sondern von einem zivilen Sonderbeauftragen.

Zentrale Herausforderung: Verschiedene Organisationskulturen

Für den Erfolg der Mission ist es entscheidend, dass sich die einzelnen Abteilungen eng miteinander koordinieren. Als besondere Stärke der Simulation erweist sich hierbei, dass sie Teilnehmer mit sehr heterogenen Hintergründen zusammenbringt, darunter politische Beratung, Militär, humanitäre Hilfe und technische Unterstützung. Praktisch mündet das etwa in der Herausforderung, komplexe Inhalte des eigenen Sachgebiets knapp und verständlich an andere zu vermitteln. Im Angesicht der schwierigen Aufgabe werden die Seminarteilnehmer allerdings nicht ganz ohne Unterstützung ins kalte Wasser geworfen, da erfahrene Praktiker durch die Einnahme von Schlüsselrollen helfen. Weitere Berater garantierten einen realitätsnahen Verlauf der Missionsplanung.

 

Die Grundlage der Simulation bildet die einwöchige theoretische Vorbereitung. Neben Vorträgen aus der Praxis besteht hier die Gelegenheit, zwischen mehreren vorbereitenden Seminaren zu wählen. Beeindruckend sind dabei insbesondere die Erfahrungswerte der Dozenten, welche die verschiedenen Bereiche und Ebenen des UN-Systems widerspiegeln. So konnten die Redner etwa aus Erfahrungen als Head of Mission, Assistant Secretary General, Human Rights Officer, Force Commander oder Polizeiberater einer UN-Mission schöpfen.