Joint Cooperation 2018: Zivil-militärische Kooperation in der Praxis

Zivil-militärische Zusammenarbeiten gehört zum Alltag der Bundeswehr in Krisengebieten. In einer jährlichen Übung bereiten sich Soldaten aus Deutschland und befreundeten Nationen am Zentrum für Zivil-Militärische Zusammenarbeit der Bundeswehr auf dem Bundeswehrgelände bei Nienburg/Weser in einer großangelegten Simulation auf den Ernstfall vor – und der BSH durfte in diesem Jahr zum zweiten Mal mit zwei BeobachterInnen dabei sein.

Das CIMIC-Team tauscht sich mit dem Bereitschaftsführer aus. Quelle: PIZ SKB /Wilke

Während viele ihrer Kollegen das Nato-Manöver „Trident Juncture" in Norwegen ausführten, nahmen vom 05. bis zum 16. November mehr als 370 Soldaten und Zivilisten aus 22 Nationen an der bereits achten Joint Cooperation (JOCO) in Nienburg/Weser teil und übten sowohl taktische Feldarbeit als Teil einer multinationalen CIMIC Support Unit (CIMIC = Civil-Military Cooperation), als auch Planungs- und Führungsarbeit im Brigadestab eines NATO-Unterstützungsverbandes. Dabei erhielten sie Unterstützung von rund 200 Rollenspielern aus kommunalen Verwaltungen, der Wirtschaft, den Blaulichtorganisationen und der Bevölkerung der Landkreise Nienburg, Verden und der Region Hannover.

 

Als Ausgangsbasis diente erneut das NATO-Übungsszenario SKOLKAN, welches auf den tatsächlich genutzten Übungsraum angepasst wurde. So konnten die Feldkräfte mit realen Personen, Daten und Fakten des Übungsraumes in dem fiktiven Szenario arbeiten und den Stab mit Informationen zur „Zivilen Lage“ versorgen – bis ins kleinste Detail. So wurden die Teilnehmer morgens durch die Nachrichtensendung „Skolkan Today“ über die aktuellen Entwicklungen informiert, echte und fiktive Umgebung verschmolzen in speziell angefertigten Landkarten und die eigens eingerichteten CIMIC Centre („Besucherzentren“) in den Innenstädten Nienburgs und Steyerbergs zogen neben den gut gebrieften Rollenspielern auch einige neugierige Bewohner an. Außerdem fiel die JOCO auch in diesem Jahr mit der jährlichen großangelegten Katastrophenschutzübung von Rettungskräften auf dem THW-Gelände in Hoya zusammen – ein Großschadenereignis bei der Verunglückte aus einem entgleisten Zug befreit werden mussten.

 

Die Übung Joint Cooperation ist in dieser Größenordnung NATO-weit die einzige Übung, die die CIMIC-Kernaufgaben im internationalen Rahmen übt und wird gerne von internationalen Partnern angenommen und zur Ausbildung, einschließlich der erforderlichen Zertifizierungen für NATO Kräfte genutzt. Die wichtigste Zusammenarbeit besteht mit dem in Den Haag angesiedelten CIMIC Center of Excellence (CcoE), das ebenfalls internationale CIMIC-Kurse anbietet. Auch das Zentrum für Zivil-Militärische Zusammenarbeit der Bundeswehr, kurz ZentrZMZBw, soll in den nächsten Jahren internationaler und die Laufbahn im Bereich zivil-militärische Kooperation attraktiver werden. Schon jetzt werden viele der Weiterbildungskurse auch auf Englisch angeboten und von vielen Partnernationen in Anspruch genommen.

 

Studierenden kamen bei der Übung verschiedene Rollen zu. So war eine Gruppe von der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg an Organisation und Rollenspielen beteiligt, während der Studiengang „Kommunikation und Übersetzen“ der Universität Hildesheim die Übung mit Dolmetschern unterstütze. Jonas Knauerhase und Frauke Seebass vom BSH nahmen gemeinsam mit zwei Vertretern der United Nations Society Nürnberg e.V. als Beobachter teil und waren Teil des Evaluations-Teams (ExEval), das den Einsatz der Soldaten im Feld wie im Büro auswertete und nach erfolgten Rollenspielen direktes Feedback gab. Darüber hinaus konnten sie immer wieder hinter die Kulisse blicken und mit verschiedenen Ansprechpartnern der Übungsregie (ExCon) sowie den Drehbuchschreibern (White Cell) Gespräche über deren Aufgaben führen und sogar selbst Rollen übernehmen. Die Kooperation des BSH mit dem ZMZBw war auch in diesem Jahr wieder hervorragend und soll im kommenden Jahr weitergeführt werden.