Veranstaltungsbericht: 41. Sicherheitspolitische Grundakademie

Last but definitely not least absolvierten wir vom 05.- 08. September 2021 unsere dritte und letzte Sicherheitspolitische Grundakademie für das Jahr 2021. Gemeinsam mit den 20 Teilnehmenden widmeten wir uns bei dieser 41. Sicherheitspolitischen Grundakademie (SGA) mit besonderem Schwerpunkt den aktuellen und regionalen Entwicklungen in der Sicherheitspolitik.

Gemeinsam lauschten wir den Vorträgen der ReferentInnen und diskutierten angeregt zu einer Vielfalt an sicherheitspolitischen Themen. Dabei waren keine Themen und Fragen „off-limit“, und die RednerInnen stellten sich offen den teils kritischen Fragen der Teilnehmenden.
 

Eines der Highlights der 41. SGA bot der Vortrag von John Lynam, Gesandter und stellvertretender Botschafter der Botschaft Irlands. Mr. Lynam ermöglichte uns durch seinen Input einen Einblick in die Arbeit im diplomatischen Dienst, und gemeinsam diskutierten wir zu Irland nach Brexit: Sicherheitspolitik in der Europäischen Union. Mit dem Referendum zum Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union schied auch Nordirland aus dem Staatenverbund aus. Damit gehen neue Möglichkeiten, aber auch Hindernisse einher. Fasziniert lauschten wir den neuen wirtschaftlichen Beziehungen und Handelsrouten Irlands, um mit dem europäischen Kontinent in Verbindung zu bleiben. Des Weiteren übernehme Irland große Verantwortung in internationalen Organisationen, z.B. den Vereinten Nationen. 
 

Einen weiteren Höhepunkt stellte das Gespräch mit Prof. Dr. Christof Hartmann von der Universität Duisburg-Essen dar. Wir beschäftigten uns mit der Economic Community of West African States (ECOWAS) und dem Potenzial dieser Wirtschaftsgemeinschaft. Die internationale Organisation besteht aktuell aus 15 westafrikanischen Staaten und stellt viele ambitionierte Ziele im Bereich Wirtschaft, Governance und Gesellschaft auf. Die Umsetzung dieser Ziele lassen allerdings oft zu wünschen übrig, so Prof. Hartmann.
 

Während der viertägigen Akademie wurden drei einzelne Staaten etwas näher betrachtet. Den Auftakt machte Alena Epifanova von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) mit ihrem Vortrag zur deutschen und europäischen Russlandpolitik: Widerspruch oder Einklang? Gemeinsam diskutierten wir die Politik und Reaktion der deutschen Regierung zu den Themen Nawalny, NordStream2 und der Ukraine. Nach dem großflächigen Land in Eurasien bewegten wir uns auf den südamerikanischen Kontinent und widmeten uns dem (vergessenen!?) Konflikt in Venezuela. Fachlichen Input und Expertise zum Land ermöglichte uns Dr. Claudia Zilla von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP). Dr. Zilla verdeutlichte uns die prekäre Lage in dem Staat und machte auf die wirtschaftliche, aber vor allem soziale Notlage aufmerksam. Über 79 % der Menschen leiden unter Nahrungsmittelknappheit, und so diskutierten wir über wirtschaftliche Einbußen sowie den Demokratieverlust und die Hoffnungen auf Wahlen diesen Herbst. Des Weiteren thematisierten wir den Dialog in Mexiko, internen und externen Einfluss auf das Regime und welche Rolle Deutschland bzw. die Europäische Union spielen kann. Von Venezuela sprangen wir auf der Landkarte zurück nach Asien, dieses Mal in den Süden, um uns mit Manisha Reuter vom European Council on Foreign Relations (ECFR) dem Staat Indien und seiner Rolle als regionaler und globaler Akteur zu widmen. Freu Reuter erläuterte die strategischen Grundsätze des Non-Alignments Indiens, welches als strategisches Grundkonzept in der Vergangenheit gut funktioniert habe, dessen Praktikabilität in der Gegenwart allerdings immer mehr durch neue Entwicklungen wie den Aufstieg Chinas infrage gestellt würde.
 

Den Einstieg in die deutsch-europäische Sicht machte für uns Prof. Dr. Sven Gareis vom NATO-Hauptquartier in Brüssel bereits zu Beginn der Akademie, als er uns in seinem Eröffnungsvortrag einen Einblick in die Herausforderungen und Perspektiven der deutschen Sicherheitspolitik ermöglichte. Wir diskutierten über die Möglichkeiten und Handlungsoptionen der Bundesrepublik auf dem europäischen Kontinent und in der Welt. Diese Frage stellten wir uns erneut beim Thema Die Vereinten Nationen in der deutschen Sicherheitspolitik. Gemeinsam mit Oberstleutnant i.G. Dr. Ekkehard Griep vom Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) beschäftigten wir uns mit der Rolle Deutschlands in den Vereinten Nationen und vice versa. Welche Schwerpunkte konnten durch die deutsche Mitgliedschaft im UN-Sicherheitsrat gesetzt werden und vor welchen Herausforderungen steht die Organisation? Gemeinsam diskutierten wir über die Rolle von VN-Friedensmissionen auf der ganzen Welt, die Reformbedürftigkeit des Sicherheitsrates und den Einsatz in Afghanistan.
 

Gemeinsam mit Lea Konrad, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Justus-Liebig-Universität Gießen, setzten wir zu Beginn der Akademie die verschiedenen Theorie-Brillen auf. Anhand von vier Fallbeispielen hatten die Teilnehmenden die Chance, den (Neo-)Realismus, Liberalismus und Konstruktivismus eigenständig anzuwenden. Da Theorie auch immer einen Realitätscheck, also einen Einblick in die Praxis verkraften kann, widmeten wir uns einen Abend der Sicherheitspolitik vor Ort, indem Kriegsberichterstatter Enno Lenze seine Eindrücke mit uns teilte. Der Journalist fotografiert seit 20 Jahren in Krisengebieten, unter anderem das Erstarken des Islamischen Staates und die Region Kurdistan im Irak. Seine Eindrücke und Erzählungen ermöglichten uns einen einmaligen Einblick in die Lage im Krisengebiet und die Praxis der Sicherheitspolitik vor Ort.
 

Ferner sprachen wir mit Dr. Klaus Günter Deutsch vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) über Deutschlands Industriepolitik. Hierbei thematisierten wir die Frage, ob die BRD fit für das 21. Jahrhundert ist, und tauschten uns über die Rolle von Klimaschutz und europäischer Autonomie in der Industrie aus. Last but not least freuten wir uns außerordentlich über den Input von Botschafter Ekkehard Brose, Präsident der Bundesakademie für Sicherheitspolitik (BAKS). In der Abschlussdiskussion zu der Rolle Deutschlands in der Welt ermöglichte uns Botschafter Brose einen einzigartigen Einblick in die deutsche Sicherheitspolitik sowie seine Erkenntnisse und Expertise aus 30 Jahren im deutschen Staatsdienst. 
 

Ausgezeichnet hat sich die 41. Akademie durch die sehr fragenstarke Gruppe. Die 20 Teilnehmenden nutzten die jeweiligen Slots, um zahlreiche, teils auch kritische Fragen zu stellen. Dabei kam durch Rückfragen auch der direkte Austausch zwischen ReferentInnen und Teilnehmenden nicht zu kurz. Trotz zeitlich langer und inhaltlich gehaltvoller Zoom-Sitzungen waren Begeisterung und Interesse an den sicherheitspolitischen Vorträgen und Diskussionen sowohl von den Teilnehmenden als auch den ReferentInnen durchgehend zu spüren.  Mit dem Ende der letzten Grundakademie im Jahr 2021 planen und freuen wir uns schon jetzt auf drei spannende und vielfältige Sicherheitspolitische Grundakademien im Jahr 2022 – wir freuen uns darauf, euch/Sie dann hoffentlich wieder in Berlin begrüßen zu dürfen, um gemeinsam einen weiteren Einstieg in die Sicherheitspolitik zu wagen.