Veranstaltungsbericht: XLIV. Sicherheitspolitische Grundakademie

Vom 11. bis zum 14. September veranstaltete der Bundesverband Sicherheitspolitik an Hochschulen (BSH) in Berlin die dritte und letzte Sicherheitspolitische Grundakademie des Jahres (SGA). Die 23 hochmotivierten TeilnehmerInnen absolvierten ein volles Programm in der Hauptstadt.

Die Grundakademie näherte sich mit dem Programm dem Sicherheitsbegriff von verschiedenen Perspektiven an. Grundlage dafür waren Inputs von ReferentInnen aus Think Tanks, Behörden, Ministerien und Botschaften, von TheoretikerInnen und PraktikerInnen. Im Fokus standen besonders der gemeinsame Austausch und die kritischen Fragen der Teilnehmenden.

 

Seit dem Februar 2022 hat sich das internationale Umfeld in Europa grundlegend geändert. Wie Deutschland sich im Rahmen der NATO an diese Veränderung anpasst, war das Thema beim Besuch des Bundeskanzleramts. Mit Dirk Schuchardt tauschten sich die TeilnehmerInnen nicht nur zu der strategischen Neuausrichtung der Allianz aus, sondern diskutierten auch über die Probleme und Herausforderungen, die in diesem Anpassungsprozess zu Tage treten. Neben dem Ukrainekrieg war besonders die Sicht auf internationale Partnerschaften von Interesse.

 

Die internationale Kooperation war auch ein Kernthema des Besuchs der Botschaft der Republik Mexiko. Im Gespräch mit dem Militärattaché, dem Marineattaché sowie dem Leiter der Abteilung Wirtschaft und Handel erfuhren die TeilnehmerInnen mehr über die sicherheitspolitische Ausrichtung des Landes. Im Fokus standen dabei die mexikanische Sicht auf das internationale System und der Kampf gegen Banden- und Drogenkriminalität. Thematisiert wurde natürlich Mexikos Haltung im Ukrainekrieg, aber auch das laufende Verfahren gegen US-amerikanische Waffenhersteller.

 

Die theoretischen Grundlagen für das anspruchsvolle Programm erarbeiteten sich die TeilnehmerInnen mit Lea Konrad von der Universität Gießen. Im Input zu den Theorien der Internationale Beziehungen wurde das Basiswissen vermittelt, das in den Beiträgen der nächsten Tage verschiedentlich aufgegriffen wurden.

 

In mehreren Inputs wurde der Blick auf die vermutlich wichtigsten sicherheitspolitischen Themen neben dem Ukrainekrieg gelegt. Dr. Angela Stanzel, Wissenschaftlerin der SWP, stellte den TeilnehmerInnen die sicherheitspolitische Ausrichtung der Volksrepublik China vor. Die angesprochenen Themen reichten von der Demographie des Landes über das Social Credit System bis hin zum chinesisch-russischen Verhältnis.


Eine andere Weltregion stand im Mittelpunkt des Inputs von zwei Vertretern des Bundesministeriums für Verteidigung, die die deutsche Sicht auf das Engagement in Mali präsentierten. Mit Stefan Lukas diskutierten die Teilnehmenden über die sicherheitsrelevanten Auswirkungen des Klimawandels, insbesondere im Nahen und Mittleren Osten. Während Klimaschutz von vielen TeilnehmerInnen schon vor dem Seminar als eine der wichtigsten zukünftigen Herausforderungen wahrgenommen wurde, verdeutlichte der Impulsvortrag die schon heute sichtbaren Konsequenzen.

 

Auch weniger klassische Themen kamen bei der Akademie nicht zu kurz. Zusammen mit Sebastian Nieke von der Bundesakademie für Sicherheitspolitik betrachten die Teilnehmenden sicherheitspolitische Kommunikation. Dabei identifizierten sie nicht nur besonders gute und schlechte Beispiele aus der Vergangenheit, sondern stellten sich auch die grundsätzliche Frage, warum sicherheitspolitische Kommunikation notwendig ist und wie sie genutzt werden kann. Influencer und die Regulierung von Social Media Plattformen standen dafür im Zentrum der Diskussion mit Dr. Katja Muñoz, Research Fellow der DGAP. Dabei wurden kamen auch grundlegende gesellschaftliche Fragestellungen auf, beispielsweise nach der Notwendigkeit von Entschleunigung von sozialen Medien und den Möglichkeiten, Medienkompetenz zu vermitteln.

 

Zusammen mit einem Team aus dem Bereich International Capacity Development des Zentrums für Internationale Friedenseinsätze beschäftigten sich die TeilnehmerInnen mit den Herausforderungen für internationale humanitäre Einsätze in Krisengebieten. Fokus dabei war unter anderem herauszuarbeiten, in welchen Punkten sich humanitäre Ansätze von sicherheitspolitischen unterscheiden und welche Auswirkungen dies beispielsweise auf Katastrophenhilfe hat. Humanitäre Arbeit stand auch im Kamingespräch mit Björn Stahlhut des DRK im Fokus. Besonders spannend waren für die TeilnehmerInnen dabei Einblicke in die unterschiedlichen Rollen von Rotes Kreuz/Roter Halbmondorganisationen in Friedens- und Konfliktzeiten. Zudem war dies die Gelegenheit, mit einem erfahrenen Praktiker über die Lehren aus und die Folgen der Coronapandemie zu diskutieren.

 

Zu guter Letzt möchten wir uns an dieser Stelle auch bei unseren TeilnehmerInnen bedanken, die mit ihren kritischen Fragen und ihrer Motivation die Grundakademie mit Leben gefüllt haben. Wir freuen uns schon, im nächsten Jahr die 45. Grundakademie ausschreiben zu dürfen.