Als ich also im Januar auf dem Gelände der Führungsakademie ankam, habe ich mit einem deutlich formaleren Setting gerechnet. Glücklicherweise war ich auch nicht die einzige Person, die für den BSH an dem Kurs teilnahm. Mit dabei war außerdem noch Anne Runhaar, die ich vorher schon kannte und die bereits deutlich mehr Erfahrung im Bereich Militär und Sicherheitspolitik hat und mich daher etwas mit reinnehmen konnte.
Der Kurs war dann deutlich entspannter als erwartet. Die Organisatoren und alle Teilnehmenden waren aufgeschlossen und offen für Nachfragen und/ oder Diskussionen. Alle Teilnehmenden – das waren zehn Bundeswehrangehörige, sechs Teilnehmende aus dem zivilen Bereich aus Studium, Promotion oder Beruf und vier Militärangehörige aus anderen Mitgliedsstaaten der VN, Japan, Bosnien-Herzegowina und Armenien. Alle waren auf dem Gelände der Führungsakademie untergebracht.
Gemeinsam sind wir dann in die Module des Kurses reingestartet. In den ersten zwei Wochen haben wir uns mit den Kernmaterien der VN auseinandergesetzt und gemeinsam die rechtlichen, humanitären, politischen und militärischen Grundlagen kennengelernt. Meisten wurden die Unterrichtseinheiten von externen Dozierenden übernommen. Die Einheiten waren je nach Dozent:in sehr unterschiedlich gestaltet. In Erinnerung ist mir besonders Martin Kobler geblieben. Er war deutscher Diplomat und SRSG (Special Representative to the Secretary General) in der UN-Mission in der demokratischen Republik Kongo (MONUSCO) gewesen. Er hat viel von seinen Erfahrungen erzählt und uns in einer Verhandlungssimulation zwischen den Teilnehmenden deutlich gemacht, welche Schwierigkeiten sich in der Praxis von UN-Friedensmissionen ergeben können. Durch die Vielzahl und Diversität von Dozierenden haben wir viele Perspektiven auf und Einblicke in eine UN-Friedensmission bekommen.
Neben den und durch die Einheiten sind wir als Teilnehmende immer mehr zusammengewachsen. Es entwickelten sich in den Kaffeepausen Gespräche und Diskussionen, einige der Offizier:innen haben ihre Auslandserfahrungen geteilt und Abends haben wir uns manchmal zum Essen gehen oder Sport machen verabredet.
Dazu beigetragen haben auch die sozialen Aktivitäten auf dem Programm. An einem Tag haben wir gemeinsam eine Stadttour durch Hamburg gemacht und den Hafen erkundet.
In der dritten und letzten Woche stand die gemeinsame Planungsübung an. In zwei Teams haben wir für eine Friedensmission im fiktiven Staat Caruana geplant. Dabei hat jedes Teammitglied eine Rolle zugewiesen bekommen. Ich habe mit einem anderen Teilnehmer gemeinsam den Bereich „Operations“ übernommen. Dabei ging es um die operationelle militärische Planung: Welche Truppen sollen wohin verlegt werden? Wo haben wir genügend medizinische Kapazitäten?
Gemeinsam als Team haben wir mehrere Briefings durchgeführt und Entscheidungen über die Ausrichtung der Mission getroffen. Gerade bei der Planungsübung wurden unterschiedliche Denk- und Herangehensweisen zwischen dem zivilen und dem militärischen Bereich besonders deutlich.
Und gerade das stellt für mich auch den größten Takeaway des Kurses dar, denn auch in und neben den Unterrichtseinheiten war es sehr interessant zu sehen, wie sich Problemlösungsansätze unterscheiden. Während auch ich als Zivilist oft diskutiere, viele verschiedene Möglichkeiten erwäge und versuche andere Perspektiven mit einzubeziehen, ist militärisches Denken deutlich stringenter, sehr linear und ergebnisorientierter. Eine solche Herangehensweise habe ich versucht unter anderem bei dem Planspiel zu übernehmen und auch in diversen Diskussionen unter Teilnehmenden besser zu verstehen.
Und nach drei Woche kann ich sagen, dass der Kurs neben vielen spannenden Inhalten zu den VN, vielen interessanten Erfahrungsberichten von Teilnehmenden und Dozierenden dazu beigetragen hat. Ich konnte viele interessante Leute mit diversen Hintergründen kennenlernen und gehe mit neuen Eindrücken wieder zurück in mein ziviles Leben.