„Bildung zur Resilienz und resiliente Bildung müssen gemeinsam gedacht werden“, hob Kathrin Stolzenburg gleich zu Beginn hervor. Während Bildung zur Resilienz die Gesellschaft stärke, werde das Bildungssystem durch resiliente Bildung gegen Risiken abgesichert, beispielsweise bei Desinformationskampagnen. Mit Blick auf die Corona-Pandemie und den Ukrainekrieg sprach Stolzenburg davon, nicht mehr nur aus Krisen zu lernen, sondern in Krisen. Vor diesem Hintergrund gehe es beim BBK auch um Zivilschutztüchtigkeit.
Karolin Schwarz merkte an, dass es nie einfacher und günstiger war, Propaganda und Desinformation zu verbreiten. Man müsse deshalb deren Bekämpfung als langfristige Aufgabe ansehen und entsprechende Bildungsangebote umsetzen. Gerade für Erwachsene brauche es Angebote gegen Desinformation. Zwar sei die Problemwahrnehmung von Desinformation bei älteren Menschen vorhanden, die Selbsteinschätzung, selbst Opfer von Desinformation werden zu können, sei jedoch weniger ausgeprägt.
Kathrin Stolzenburg wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass eine ganze Gesellschaft Ziel hybrider Angriffe werden könne. Dementsprechend brauche es eine Vielzahl von Bildungsangeboten für die breite Gesellschaft. Eine resiliente Bevölkerung müsse auch über den Tellerrand hinausblicken.
Über den Tellerrand hinauszublicken, forderte auch Oberstleutnant Thilo Geiger. Es dürfe nicht allein Aufgabe des Sozialkundeunterrichts sein, kritisch über aktuelle politische Entwicklungen wie beispielsweise in den USA zu diskutieren, sondern auch des Englischunterrichts. In jedem Schulfach könnten Desinformation oder andere Erscheinungsformen hybrider Kriegsführung, beispielsweise wissenschaftsfeindliche Narrative, eine Rolle spielen: Das Thema Klimawandelleugnung im Geographieunterricht genauso wie die Wirkungsweise von Impfungen in Biologie. Desinformationskampagnen und verschwörungstheoretische Ansätze jedweder Richtung müssten erkannt und entkräftet werden können. „Denn das Klassenzimmer“, so Geiger, „muss als eine weitere Verteidigungslinie der Gesellschaft gedacht werden.“ Eine Gesellschaft müsse sich dementsprechend in verschiedenen Bereichen gegen hybride Angriffe verteidigen können – auch in den Schulen. Geiger forderte deshalb eine „Zeitenwende im Klassenzimmer“.
Kathrin Stolzenburg wies darauf hin, dass institutionalisierte Bildung nicht ausreiche. Zusätzlich brauche es weitere Bildungsorte, über die eine Sensibilisierung möglich werde. Karolin Schwarz stimmte dem zu. Es gehe darum, Desinformation zu erkennen und mit ihr umzugehen. Hierfür sei ein Kompetenzaufbau in allen gesellschaftlichen Bereichen und Schichten notwendig.
Vor allem bedürfe es eines ausgeprägten Bewusstseins der Gesellschaft für den Staat und insbesondere eines gewissen Vertrauens in seine Institutionen. Statt neue Institutionen zu schaffen, sei es wichtiger, bestehende Kooperationen zu stärken und Kooperationsmöglichkeiten im Bildungsbereich auszubauen.
Nach intensiver Diskussion startete das Panel in die Fragerunde, bei der sowohl das Publikum vor Ort als auch online seine Sichtweisen und Fragen in die Diskussion einbringen konnte. Von der Überlastung des Lehrpersonals und möglicher externer Unterstützung, um sicherheitspolitische Bildung zu fördern, über die Wirksamkeit von Projekten gegen Desinformation bis hin zur Resilienz der deutschen Gesellschaft im Falle eines Stromausfalls wurden weitere Themen mit dem Publikum diskutiert.
Die Diskussion zeigte, dass sicherheitspolitische Bildung in der Breite der Gesellschaft verankert werden muss, um die Resilienz in Deutschland zu erhöhen. Ein umfassendes Angebot, auch außerhalb des institutionellen Bildungssystems, ist dafür ebenso relevant wie das Vertrauen in den Staat und seine einzelnen Organisationsbereiche.