Veranstaltungsbericht zu „China im Kontext von Zeiten- und Energiewende“ mit Dr. Frank Umbach

Datum der Veranstaltung: 25.05.2023

 

I. Ziel der Veranstaltung

 

Durch den Krieg in der Ukraine und den damit einhergegangenen Abbruch des Gas- und Ölhandels mit Russland rückte das Thema Energieversorgung in den Mittelpunkt der deutschen sicherheitspolitischen Debatte. Da Deutschland auch bei seiner Energiewende vom internationalen Handel abhängig ist, insbesondere mit China, hat die Bonner Hochschulgruppe für Außen- und Sicherheitspolitik (BHAS) Dr. Frank Umbach zu einem Vortrag über Chinas im Kontext von Zeiten- und Energiewende eingeladen.

 

Dr. Umbach ist ein international renommierter Experte und Berater. Derzeit ist er Forschungsleiter des ‚Europäischen Clusters für Klima-, Energie- und Ressourcensicherheit‘. Er bekleidete zuvor Posten an verschiedenen europäischen Forschungsinstituten. Seine Tätigkeit als Berater führte ihn zu zahlreichen nationalen und internationalen Organisationen von Berlin bis Brüssel, Washington, Seoul und Singapur. Mehr zu Dr. Umbachs Lebenslauf erfahren Sie hier.

 

II. Inhaltliche Takeaways

 

Die globalen Energiemegatrends sind;

  • die abnehmende Bedeutung der fossilen Energien,
  • die rapide Verbreitung der erneuerbaren Energien,
  • der Anstieg der Elektrifizierung und
  • der zunehmende Einsatz von kohlenstoffarmen Wasserstoff.

 

Deutschlands Ausgangslage

  • Es wird eine steigende Abhängigkeit von Rohstoffen geben.

  • Seltene Metalle und Erden werden einen neuen Stellenwert bekommen.

  • Nur mit ihnen ist es möglich, zukünftige Herausforderungen wie die Energiewende zu bewältigen und Schlüsseltechnologien weiterzuentwickeln.

  • Strategische Fragen der Versorgungssicherheit wurden bisher ausgeblendet. In der Vergangenheit wurde meist nur die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit beachtet.

  • Deutsche Ökonomen forschten kaum zu geopolitischen und geoökonomischen Risiken

  • Auch Unternehmen unterschätzen deren Bedeutung sträflich.

 - Beispiel: Entscheidung, aus den internationalen Minenbeteiligungen auszutreten

  • Deutschland steigt als einziges Land gleichzeitig aus fossilen Energien und Kernenergie aus, obwohl deutsche Kernkraftwerke vergleichsweise sicher sind und riskantere Reaktoren unmittelbar an Deutschlands Grenzen stehen
  • Gleichzeitig gibt es in der EU eine Debatte, ob Kernenergie als saubere Energie gelten sollte.
  • Könnte die Förderung heimischer Gasvorkommen ein Beitrag zur Umweltpolitik sein?

 - Fracking in Deutschland wäre eine Alternative zu Gasimporten und könnte durch hiesige Behörden strenger kontrolliert werden, um Umweltstandards vergleichsweise besser einzuhalten.

 - Etwa durch den wegfallenden Transport würde die Förderung auch weniger Emissionen verursachen.

 

China im Kontext von Zeiten- und Energiewende

  • Die Beziehung des Westens mit China befindet sich im Wandel.

 - Lange galt ein Primat des Handelns, es gab in Politik und Wirtschaft keine ausreichende Chinastrategie.

 - Heute gilt China zunehmend als systemischer Rivale, Trump versuchte die USA und China möglichst zu trennen (De-coupling), während die EU derzeit Diversifizierung anstrebt (De-risking).

  • Chinas CO2-Emissioen stiegen seit 1990 von 11 % auf ca 30 % des globalen Ausstoßes an. Europas Emissionen fielen im selben Zeitraum von 20 auf 10 %.

 - Chinas  Emissionen pro Kopf entsprechen Deutschlands, sind aber noch geringer als die der USA.

 - Dennoch ist China für 30 % der globalen Emissionen verantwortlich, es ist nicht möglich eine Lösung für den Klimawandel ohne Peking zu bekämpfen.

  • China investiert massiv in den Ausbau von erneuerbarer, fossiler und Kernenergie.

 - Die Gründe dafür sind vor allem industriepolitische und geopolitische Vorteile sowie der Abbau eigener Importabhängigkeit von Energie.

  • China stellt den Rest der Welt durch seine Großmachtpolitik vor vollendete Tatsachen

 - Der Ausbau der neuen Seidenstraße schafft wirtschaftliche Korridore sowie neue See- und Landrouten.

 - Peking baut maritime Stützpunkte entlang der Seidenstraße, z.B. in Sri Lanka, erhöht seine Präsenz im südchinesischen Meer und schafft dort eine Drohkulisse gegenüber Taiwan und anderen Anrainerstaaten.

 

Globaler Süden

  • Viele Staaten im globalen Süden leiden infolge der Covid-Pandemie immer noch unter starken finanziellen Belastungen und können nun infolge des Ukrainekrieges die, durch die EU und Deutschland, auf dem Weltmarkt in die Höhe getrieben Preise für Flüssiggas nicht mehr bezahlen. Sie haben dadurch weniger Mittel für den Klimaschutz und werden so wieder in die Kohleverstromung gedrängt.
  • Deutsche und europäische Klima- und Energiepolitik müssen ihre globalen Auswirkungen stärker mitdenken.