Demokratie als Errungenschaft - Vertrauen junger Tunesier im postrevolutionären System

Am Mittwoch, den 06. November, durften wir Philipp Wagner bei uns begrüßen. Der Student der angewandten Politikwissenschaften konnte uns spannende Einblicke in seine Erkenntnisse aus einem längeren Aufenthalt in Tunesien und der dabei erfolgten Auseinandersetzung mit dem dortigen politischen System liefern.

Am Mittwoch, den 06. November, durften wir Philipp Wagner bei uns begrüßen. Der Student der angewandten Politikwissenschaften konnte uns spannende Einblicke in seine Erkenntnisse aus einem längeren Aufenthalt in Tunesien und der dabei erfolgten Auseinandersetzung mit dem dortigen politischen System liefern.

Die zentrale Fragestellung des Abends lautete: Wie steht es um das Vertrauen junger Tunesier in das postrevolutionäre System?

Philipp konnte uns zeigen, dass die der Revolution vorhergegangenen Proteste schon im Jahr 2008 als zunächst sozioökonomische Demonstrationen begannen und über mehrere Jahre auf- und abgeflammt sind. Erst relativ spät haben sich diese Proteste politisiert.

Nach erfolgreicher Revolution kann man zwar seit 2014 das politische System als tatsächlich demokratisch bezeichnen, doch haben sich viele der sozioökonomischen Schwierigkeiten nach mittlerweile acht Jahren Revolution nicht wesentlich verbessert.  Das, kombiniert mit sehr heterogenen Erwartungen an das politische System und politischem Personal, das oft schon zu Zeiten der Diktatur Einfluss hatte, sorgt für eine starke Unzufriedenheit, insbesondere der jungen Bevölkerung des Landes. Diese Unzufriedenheit spiegelt sich auch in der Zersplitterung der Parteienlandschaft bei der Wahl in diesem Jahr wieder, die zu einer schwierigen Regierungsbildung geführt hat.

Anschließend präsentierte Philipp auch welche Lösungsansätze er bei seinen Recherchen gefunden hat. Neben Reformen, wie beispielsweise beim Kommunalwahlrecht, kommen oft auch Beteiligungsformen abseits des klassischen politischen Systems auf. So entwickelte sich in Tunesien eine sehr starke Zivilgesellschaft, deren Anteile sogar 2015 mit dem Friedensnobelpreis beehrt wurden. Weiterhin nimmt die Bedeutung alternativer Partizipationsräume wie Emigration und „Non-Participation” aber auch Graffitis zu.

Abgerundet wurde der Abend mit einer spannenden Diskussion über die Vor- und Nachteile solcher alternativen Formen der politischen Teilhabe und der Frage, inwieweit man diese in die politische Entscheidungsfindung einbinden kann.