Julien Abratis gab zunächst einen sehr praktischen Einblick in seine tägliche Arbeit, die Kommunikation auf internationaler Ebene, seine Dienstreisen, sowie die Vorbereitung von Sprechpunkten für Konferenzen. Auf diese Weise verband sich die abstrakte, wissenschaftliche Perspektive der Anwesenden und von Julien Abratis durch ihren akademischen Hintergrund in den Internationalen Beziehungen mit Juliens Innensicht auf institutionelle Prozesse und Arbeitsweisen von EU Institutionen. Durch seine verschiedenen Karrierestationen in EU Institutionen konnte Julien außerdem die Vielfältigkeit der Aufgaben und Berufsbilder in verschiedenen EU Institutionen sehr anschaulich machen und uns viel über die EU als Arbeitgeber erzählen, von konkreten benötigten Kompetenzen und Aufgaben und Fragen in Bewerbungsgesprächen erzählen.
In diesem Zuge beschäftigten wir uns auch mit dem Bild der EU in den Köpfen vieler Europäer*innen, welches in den letzten Jahren immer seltener positiv besetzt ist.
Im Anschluss führten die Fragen zu Juliens Beobachtungen von der Arbeit in EU Institutionen unter aktuellen internationalen Dynamiken. Diese schlügen sich der EU vor allem aktuell in dem nieder, dass von den USA viele Entscheidungen blockiert, wechselhaft kommuniziert und aus Bündnissen und gemeinsamen Programmen ausgestiegen ist.
Von dieser sehr praktischen Mikroebene im alltäglichen Berufsleben in der Europäischen Union ging es auf eine Makroebene, auf welcher wir die Rolle der EU auf der internationalen Bühne diskutierten. Schwerpunkte waren hier vor allem die Frage, wie die EU mit den US-amerikanischen Zollerhebungen umgehen sollte und wie das transatlantische Verhältnis aktuell einzuschätzen ist. Spannend war hier der Aspekt, dass das transatlantische Verhältnis aufgrund der trumpschen Politik zwar kriselt, gleichzeitig aber enger werdende oder entstehende Bündnisse mit anderen Staaten wie Ländern in Lateinamerika zu beobachten sind.
Abschließender Diskussionspunkt war die Rolle der EU im Russland-Ukraine-Konflikt, insbesondere was die gesamteuropäische Verteidigungsfähigkeit, hybride Kriegsführung Russlands in Europa und Desinformation, und die Uneinigkeit unter den 27 Mitgliedsstaaten im Bezug auf Ungarn angeht. Insgesamt war der Input sehr spannend und wir danken Julien Abratis, dass er den Weg aus Brüssel auf sich genommen hat, um uns in Erfurt zu besuchen.