Die Krisenstabssimulation der ASH

Hektik, Panik, Unübersichtlichkeit; diese Reaktionen möchte man vermeiden, wenn man vor eine ungewohnte, vielleicht auch brenzlige, Situation gestellt wird und gegebenenfalls sogar noch unter hohem Stress steht. Genau einer solchen Situation haben die die Mitglieder der Außen- und Sicherheitspolitischen Hochschulgruppe Heidelberg nun aber gestellt und haben gemeinsam an einer Krisenstabssimulation, organisiert von CriEx teilgenommen.

Die Teilnehmer der Krisenstabssimulation auf dem Discord-Server

CriEx (Crisis Exploid) ist ein Team ehemaliger Studentinnen und Studenten, welche sich zusammengeschlossen haben, um für interessierte Gruppen Schulungen zum Thema „Handeln in Krisen- und Stresssituationen“ anzubieten. Dabei wurde zunächst eine Einführung in die Krisenstabsarbeit gegeben. Was versteht man unter einem Krisenstab, welche Personen spielen dabei eine Rolle, was sind die Abläufe innerhalb eines solchen Stabes. Es dauerte auch nicht lange und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer tauchten sogleich mitten in die Simulation ein:

 

Zwei Botschafter, ein Regierungssprecher und 70 Botschaftsangestellte auf der einen – und aufgebrachte Demonstranten auf der anderen Seite, das war die Ausgangssituation, mit welcher sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer konfrontiert sahen. In zwei (Krisenstabs-) Gruppen unterteilt, galt es nun zuallererst die Rollen und Aufgaben zu verteilen. Und so fanden sich dann auch schnell der Leiter des Krisenstabs der deutschen Botschaft inclusive Stellvertreter, der Einsatzkoordinatorin sowie Kommunikations- und Sicherheitsbeauftragte zusammen um sich im ersten Schritt ein Bild über die aktuelle Lage zu verschafften. Die Situation, mit welcher man sich konfrontiert sah, war das folgende Szenario: Die deutsche Botschaft in Kiew hatte eine Veranstaltung über die Situation der LGBT-Community in der Ukraine organisiert und dafür sowohl neben dem eigenen, auch den belarussischen Botschafter sowie auch den ukrainischen Regierungssprecher als Referenten gewinnen können. Gleichzeitig hatten jedoch ultraorthodoxe und nationalistische Kreise zu Gegendemonstrationen aufgerufen. Unterfüttert wurden die Demonstrationen von Fake-News bezüglich mehrerer Übergriffe seitens Homosexueller, doch auch der Krisenstab konnte sich nicht immer sicher darüber sein, ob alles was im Internet über die Demonstrationen berichtet wurde, auch wirklich wahr sein konnte. So geschehen mit Bildern von brennenden Barrikaden vor dem Botschaftsgebäude, welche sich jedoch als Falschmeldung herausstellten.

 

So mussten also alle verfügbaren Informationen gesammelt und binnen Sekunden analysiert und ausgewertet werden. Doch von Minute zu Minute wurde die Situation für die sich in der Botschaft befindenden Angestellten und Gäste brenzliger, da die Demonstranten begannen mit Flaschen und Steinen das Botschaftsgebäude zu attackieren. Immer neue angebliche Enthüllungsberichte drohten die Situation vor den Toren der Botschaft immer weiter eskalieren zu lassen. Gleichzeitig schien die Kiewer Polizei weder einzuschreiten noch wurde auf Anfragen aus der Botschaft reagiert. Der Krisenstab musste also eine Entscheidung treffen, wie weiter vorgegangen werden sollte. Nach einer Abschließenden Analyse wurden schließlich drei Handlungsanweisungen formuliert.

 

  1. Zuerst sollte sowohl durch Kommunikation mit den Demonstranten als auch durch ständigen Kontakt zur ukrainischen Regierung versucht werden die Angespannte Situation vor der Botschaft zu deeskalieren.
  2. Weiterhin sollten alle in der Botschaft Anwesenden in einen Sicheren Raum eskortiert werden, welcher vom Sicherheitspersonal der Botschaft leichter geschützt werden könne.
  3. Im Anschluss soll die Evakuierung der Botschaft vorbereitet und durchgeführt werden. Das bedeutet, dass entweder deutsche oder aber Hubschrauber anderer NATO-Partner angefragt werden sollen um zuvorderst die Botschafter und Regierungssprecher sowie daraufhin die weiteren Anwesenden evakuieren zu können und zum nächsten Flughafen oder zur nächsten NATO-Militärbasis auszufliegen zu lassen.

 

Nachdem dem Abschluss des Planspiel, fanden sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer noch einmal im gemeinsamen digitalen Zoom-Raum ein, um sowohl ihre gerade gemachten Erfahrungen zu besprechen, aber auch ein Feedback durch die Coaches von CriEx zu erhalten. Jeder Spürte, wie die Anspannung langsam abfiel und sich die Stimmung auflockerte. Gemeinsam wurde auch über die unterschiedlichen Herangehensweisen beider Teams gesprochen und welche Lösungen beide Teams gefunden hatten.

 

Die einhellige Meinung aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer war durchweg positiv gewesen, sowohl was die Simulation als auch das abschliepende Feedback anging und auch die Coaches lobten die teilweise unkonventionellen und unterschiedlichen Herangehensweisen beider Teams. Gerne engagieren wir das Team von CriEx erneut, um dann auch im „Reallife“ erneut unsere nun gewonnene Krisenstabskompetenz auf die Probe zu stellen.