Online-Seminar: Die NATO: Ein atlantisches Verteidigungsbündnis in Zeiten pazifischer Konflikte?

Am 13.08.2020 hatte der Bundesverband Sicherheitspolitik an Hochschulen (BSH) Dr. Gerlinde Groitl von der Universität Regensburg in einem Online-Seminar zu Gast. Gemeinsam mit Ihr beleuchteten wir das Thema „Die NATO: Ein atlantisches Verteidigungsbündnis in Zeiten pazifischer Konflikte?“. Dabei ging es um die transatlantische Beziehung zwischen Europa und den USA, deren Beziehungen innerhalb der NATO sowie um deren (gemeinsame) Position gegenüber der Volksrepublik China.

Dr. Groitl machte dabei vier zentrale Punkte aus, auf die Sie Ihren Vortrag aufbaute. Grundlage für die NATO seien die transatlantischen Beziehungen. Die NATO habe in ihrer Geschichte bewiesen, dass sie eine anpassungsfähige Allianz ist. Doch gerade die Entfremdung der transatlantisches Partnernationen, die bereits vor Trump begann, belaste das Bündnis. Chinas unvergleichlicher Aufstieg zur wirtschaftlichen Supermacht stelle für die USA und Europa eine Herausforderung dar.

 

In dieser schwierigen Situation würde man zwar eigentlich einen Schulterschluss der Wertegemeinschaft des Westens erwarten, doch die Interessen gehen auseinander. Mit seinem „Pivot to Asia“ hätten die USA Ihren sicherheitspolitischen Fokus teilweise von Europa und dem Atlantik auf Asien und den Pazifik verschoben. China wird nun als Hauptgegner bezeichnet. Gleichzeitig sehe Europa China mitunter als ökonomischen Partner mit viel Potential. Diese unterschiedliche Wahrnehmung sei auf eine grundlegende andere Bedrohungswahrnehmung zurückzuführen.

 

Auf diese Interessendivergenz habe die NATO noch keine passende Antwort gefunden, sie habe aber schon in einigen Dokument substanzielle Fortschritte zu einer strategischen Positionierung gemacht. Es bleibe aber weiterhin so, dass sich die NATO auf atlantische Konflikte fokussiert. Auch wenn die NATO dies tut, sei eine Refokussierung von einzelnen Mitgliedsstaaten nach Asien durchaus denkbar.

 

Abschließend machte Dr. Groitl klar, dass der Aufstieg Chinas die Entfremdung der USA von Europa nur verstärkt, aber nicht ausgelöst habe. Trotzdem sehe Sie in dieser Situation die Chance, dass Europa und die USA wieder zueinander fänden.

 

Im Anschluss an diesen informativen Input stand Dr. Groitl den Teilnehmenden für Fragen zur Verfügung. Die Wahlen in den USA Ende des Jahres und deren Einfluss auf die US-Außenpolitik, Hongkong, Chinas Beziehungen zu Russland und die Taiwan-Frage waren nur einige Themenfelder, in denen die Teilnehmenden auf die Expertise unserer Referentin zurückgreifen wollten.