Spätestens seit 2012 ist der frühere Musterstaat Mali ein komplexer Krisenherd. Sezessionsbewegungen, ethnische und ökonomische Konflikte und das Erstarken islamistischer Gruppen haben das Land beinahe zu einem failed state gemacht. Eine von Korruption, Vetternwirtschaft und Unfähigkeit geprägte Regierung hätte dies nicht verhindern können, so dass nur ein Eingreifen von außen der vollständige Zusammenbruch abgewendet werden konnte. Doch obwohl seit 2013 unter Führung der Vereinten Nationen politische wie militärische Bemühungen zur Stabilisierung Malis entfaltet werden und 2015 ein Friedensabkommen mit den wichtigsten der bewaffneten Gruppen unterzeichnet wurde, kommt das Land nicht zur Ruhe.
Seit Beginn der VN-Mission MINUSMA ist auch die Bundeswehr in Mali vertreten, mittlerweile mit bis zu 1.100 Soldatinnen und Soldaten und damit dem zur Zeit mit weitem Abstand stärksten deutschen Truppenkontingent in einem Auslandseinsatz. Darüber hinaus unterstützt die Bundeswehr im Rahmen der European Union Training Mission (EUTM) Mali die Ausbildung der malischen Streitkräfte. Dennoch werden sowohl der Einsatz deutscher Soldaten als auch die politische Lage in dem Land, das global gesehen zur unmittelbaren Nachbarschaft Europas zählen muss, in der deutschen Öffentlichkeit kaum beachtet. Erst ein vor kurzem erfolgter Selbstmordanschlag auf deutsche, belgische und irische Soldaten im Norden Malis rückte den Einsatz stärker in die öffentliche Wahrnehmung.
Die Zukunft Malis ist nach zwei innerhalb weniger Monate erfolgten Militärputschen, der Beendigung der französischen Anti-Terror-Mission BARKHANE und angesichts fortbestehender und sich verstärkender Konflikte ungewiss. Als Ausgangs- und Knotenpunkt traditioneller Handelsrouten durch die Sahara in Richtung Mittelmeer, die für Handel ebenso wie für Schmuggel und als Migrationsrouten genutzt werden, sowie als potentieller Lieferant wichtiger Bodenschätze wird Mali jedoch an Bedeutung für Europa eher noch zunehmen.
Die Veranstaltung findet als Online-Seminar via Zoom statt. Die Anmeldung ist per E-Mail an bremen@sicherheitspolitik.de bis zum 13.07.2021, 16.00 h, möglich. Anschließend wird ein Link für die Registrierung per E-Mail zugesendet.