Zuerst wurde die Reihe selbst eingeführt, mit einer Vorstellung von den Referenten und den folgenden Vorträgen. Die Relevanz des Ersten Weltkrieges für die moderne Außen- und Sicherheitspolitik wurde mit Bezug auf den Israel-Palästina Konflikt, den Ukrainekrieg sowie die heutigen Spannungen im Balkanraum aufgezeigt. Auch wurde darauf aufmerksam gemacht, dass der Erste Weltkrieg in vieler Hinsicht der zentrale Katalysator für die politische Erforschung der internationalen Beziehungen (vor allem in den USA und Frankreich) sowie des verstärkten Wiederaufkommens der Diplomatiegeschichte war.
Mlejnek begann mit einer Zusammenfassung der in der historiographischen Debatte zentralen Langzeit Faktoren, die zum Krieg geführt haben könnten. Dazu zählte er Militarismus, Imperialismus, das Allianzsystem, Nationalismus, anhaltende innenpolitische Krisen sowie den langsamen Zerfall des Osmanischen Reiches. Daraufhin wurde die Julikrise 1914 skizziert, die schließlich zum Krieg führte. Besonders wichtig zum Verstehen der Entscheidungen der Akteure in der Julikrise seien Ehre, Perzeption, militärische Eigendynamiken sowie Misskommunikation.
Die Kriegsschulddebatte an sich begann kurz nach der Julikrise. In den ersten Jahren des Krieges publizierten die europäischen Mächte sogenannte Farbenbücher, Sammlungen von relevanten diplomatischen Dokumenten, die ihre Politik legitimieren sollten und als Kriegspropaganda dienten. Aber nicht nur die Dokumentauswahl war parteilich - so fälschten Regierungen unter anderem auch Dokumente, was spätere Historiker zu komplizierter Quellenanalyse zwang.
Während dem Krieg war die Kriegsschulddebatte vorhersehbar politisch aufgeladen, und die Friedensverträge von 1919 stellten sicher, dass sich dies während dem ersten Jahrzehnt nach dem Krieg nicht wirklich änderte. Historiker argumentieren in diesen Jahren generell für die Unschuld der eigenen Nation, so zum Beispiel Historiker in Weimar Deutschland in der wissenschaftlichen Zeitschrift “Die Kriegsschuldfrage: Berliner Monatshefte für Internationale Aufklärung”, oder der berühmte französische Historiker Pierre Renouvin in seinem Werk Les Origines immédiates de la guerre (1925). Wissenschaftliche Argumente konträr zu diesem Trend waren meist eine Konsequenz des politischen Dissens - Lenin und seine Unterstützer beschuldigten Russland hinsichtlich der Julikrise genau wegen der kommunistischen Kritik an Imperialismus, welche sie als eine Ausgeburt des Kapitalismus ansahen. In Frankreich verband sich Kritik an Poincares Aktionen im Jahr 1914 mit politischer Kritik an Poincares Handeln als Premierminister in den 1920ern. Da die USA sehr spät in den Krieg eingestiegen war, hätte man vermuten können, dass die Forschung in den Vereinigten Staaten der Ort der Genese eines möglichen Konsens sein könnten, jedoch ist dies nicht wirklich der Fall - viele Forscher stellten sich entweder auf die Seite der Entente oder der Mittelmächte. Der zentrale Trend in der Debatte war jedoch eine Entwicklung hin zu einem Fokus auf Langzeit Faktoren, die den Akteuren die Hände gebunden hätten. Dies wurde von den Akteuren selbst begrüßt und verstärkt - sie publizierten in den Jahren, die auf den Krieg folgten, ihre Memoiren, in denen sie versuchten, Schuld von sich zu weisen. Die Interpretation des Krieges als unaufhaltsame, vorbestimmte Tragödie diente ebenso als Kompromiss zwischen den Sieger- und Verlierer-Mächten und sollte die Beziehungen zwischen den Staaten in der Zwischenkriegszeit verbessern.
Es sei der Zweite Weltkrieg gewesen, der schließlich diesen Konsens zerbrach. Nach Hitlers genozidaler Kriegspolitik waren Historiker außerhalb Deutschlands schnell bereit, eine Kontinuität vom Ersten zum Zweiten Weltkrieg zu sehen und nicht den Mittelmächten, sondern spezifisch Deutschland die Schuld am Ersten Weltkrieg zu geben. In Großbritannien schlug A.J.P. Taylors Werk Wellen, welches die radikalsten Aspekte der Jahrzehnte später publizierten Fischerthesen fast vollkommen vorwegnahm. Weitere wissenschaftliche Kredibilität bekam Taylors Argument durch die moderatere, doch ähnlich Pro-Entente Einstellung von Luigi Albertinis akribischem Werk Le origini della guerra del 1914 (1942). Die Monographie wird bis heute von Historikern als Hauptnachschlagewerk für Primärquellen genutzt. Auf dieser internationalen Basis sowie neuen, aus dem Staatsarchiv in Potsdam stammenden Primärquellen, popularisierte Fritz Fischer auch in Deutschland die Stellung, das Deutsche Reich trage die Hauptverantwortung für den Krieg. Die darauf folgende Fischerkontroverse ist einer der wohl bekanntesten deutschen historiographischen Konflikte. Auch sie ist grundsätzlich politisiert und Fischers Beliebtheit in Ländern der ehemaligen Alliierten kein Wunder. Mlejnek hob hervor, dass aus moderner Sicht vor allem die NS Belastung Fischers und sein kontinuierliches Streben nach Berühmtheit die Aufrichtigkeit der Fischer Thesen bezweifeln ließe. Während die Radikalsten von Fischers Thesen in den folgenden Jahrzenten fallen gelassen worden, etablierte sich ein Konsens, bei dem das Deutsche Reich als die schuldigste Nation hervortrat. In diesem Rahmen wurde ebenso versucht, den Krieg aus rein Innenpolitischen Motiven, wie z.B. dem Ziel durch den Krieg die SPD und demokratische Bewegungen zu unterdrücken, zu erklären. Diese Methodik wurde auch auf andere Nationen angewandt. Inzwischen hätten sich aber Historiker zumeist vom diesem Primat der Innenpolitik abgewandt, wenn es um die Gründe des Ersten Weltkriegs geht.
Während die Debatte ruhiger fortgesetzt wurde und zum 100 Jährigen Jubiläum wenig größere Kontroversen erwartet wurden, wurde 2013 die Debatte durch die Publikation von Christopher Clarks “Die Schlafwandler” erneut angeheizt. Dies beinhaltete erneut eine Politisierung. Die positive Reaktion der deutschen Gesellschaft auf Clarks Absolution der Mittelmächte von der primären Kriegsschuld wurde von vielen als eine mögliche Legitimierung für eine dominantere deutsche Außenpolitik gewertet. Viele Serben fühlten sich hingegen von Clark angegriffen, was dazu führte, dass dieser Morddrohungen erhielt. Als letztes ging Mlejnek auf Jörn Leonhards politisch-psychologsiche Erklärung der Julikrise ein.
In der Zusammenfassung erwähnte Mlejnek eine Reihe von Trends, die die hundert Jahre lange Debatte charakterisierten: die Politisierung aller Seiten, die scheinbare Notwendigkeit von Überkorrekturen um neue Faktoren in die Debatte einfließen zu lassen und der selection bias in nationalen Fallstudien. Er zeigte auf, was für Konsequenzen diese Fallstudie für IB Theorie Forschung haben könnte und endete mit ein paar Gedanken zu dem Thema, zu welchem Grad die Menschheit aus dem Krieg gelernt hat.