Interkoreanische Beziehungen und das Ende der Sunshine-Policy

Über interkoreanische Beziehungen sowie das Ende der Sunshine-Policy berichtete Dr. Philip Jan Schäfer vom Zentrum Informationsarbeit der Bundeswehr in einem interaktiven Vortrag an der LMU München.

Was ist der aktuelle Stand der interkoreanischen Beziehungen 70 Jahre nach dem Ende des Koreakrieges? Ob und wie heutzutage noch Fortschritt im Koreakonflikt gemacht wird und welche Bemühungen bisher fehlgeschlagen sind suchten Teilnehmer*innen einer Veranstaltung der Hochschulgruppe für Sicherheitspolitik München (BSH) im Gespräch mit Dr. Philip Jan Schäfer des Zentrum Informationsarbeit der Bundeswehr nachzugehen.
 

„Viele Südkoreaner wünschen sich überhaupt keine Wiedervereinigung mit dem Norden“ – diese Aussage Schäfers war kennzeichnend für die vielen überraschenden Erkenntnisse, die sich für die Teilnehmer aus seinem Vortrag ziehen ließen. Durch ein Aufzeigen der zahlreichen gescheiterten Lösungsversuche und der hartnäckigen Hindernisse wurden die fortbestehenden Hindernisse zu einer Lösung des Koreakonfliktes aufgezeigt. Diese würden in den Nachrichten oder in der aktuellen Politik oft nicht genug beachtet.
 

Dennoch befindet sich die koreanische Halbinsel nicht in einer Starre. Veränderungen seien durchaus spürbar, insbesondere für das nordkoreanische Regime. Ob diese wirklich wirken, wurde von manchen Teilnehmern bezweifelt. Man würde dringend Geld benötigen und das nordkoreanische Regime versuche, mit jedem Mittel die Kassen zu füllen. Insbesondere ein Embargo auf nordkoreanisches Öl und Gas könnte der Wirtschaft Nordkoreas den letzten Schlag versetzen. Die heutigen Sanktionen seien bereits sehr schmerzhaft, aber für eine absolute Durchsetzung müssten Russland und China mitarbeiten.
 

Gescheiterte Versuche der Vergangenheit sollten ein Lehrstück für die US-amerikanisch. Trump drohe die Gefahr, dasselbe Schicksal wie seine Vorgänger zu erleiden. „Bis jetzt hat er keine wirklichen Fortschritte erzielt“, so Schäfer. Zu der ineffektiven Strategie kämen Probleme in der Allianz gegen Nordkorea. Oft würde in der deutschen Öffentlichkeit angenommen, dass etwa Südkorea und Japan eng zusammenarbeiten würden. Doch dabei gibt es erhebliche Probleme zwischen diesen beiden Staaten, worauf Schäfer etwa mit Hinblick auf den Yamasuki-Schrein hinwies. Die USA müssten hier vermitteln und Geschlossenheit herstellen, dies würde aber im Moment vernachlässigt. Deutschlands möglichen Beitrag zu einer Konfliktlösung sieht Schäfer als eher gering an, obwohl die Beziehungen zu Südkorea bemerkenswert gut seien.
 

Schäfer war an der Korea University in Sejong als Assistant Professor im Global Studies Department tätig und arbeitet seit 2018 am Zentrum Informationsarbeit der Bundeswehr. Während seiner Tätigkeit erlebte er unter anderem die Proteste gegen Park Gyeun-Hee mit, für ihn ein Beweis der Stärke demokratischer Institutionen in Südkorea.
 

Von den Teilnehmern wurde insbesondere das offene Format der Veranstaltung gelobt: So konnten etwa jederzeit Rückfragen gestellt werden und die Zuhörer wurden aktiv in den Vortrag miteinbezogen. „Ich habe wirklich sehr viel Überraschendes gelernt“, äußerte sich eine Teilnehmerin, „und bin sehr gut mitgekommen“. Die gesamte Hochschulgruppe bedankt sich bei Herrn Schäfer für den Vortrag.