Die Frühe Neuzeit war eine Epoche allgegenwärtiger Gewalt. Auf dem europäischen Kontinent verlangten die immer machiavellistischeren Landesherren nach Söldnern und Knechten für ihre Heere, die von den aufstrebenden Händlern etablierten, maritimen Handelswege lockten immer besser organisierte Freibeuter- und Korsarenflotten an, während die fernen Reiche in Übersee mit ihren „Städten aus Gold“ und anderen „unerschöpflichen Reichtümern“ nur darauf zu warten schienen erobert und geplündert zu werden.
In all diesen Bereichen sahen sich die frühneuzeitlichen Reiche jedoch mit einer strukturellen Unfähigkeit konfrontiert die jeweils notwendigen militärischen Ressourcen aufzubringen. Geld selbst war dabei oft nicht der limitierende Faktor. Viel mehr waren die Institutionen dieser Protostaaten noch nicht weit genug entwickelt um die logistischen, politischen und sozioökonomischen Herausforderungen der frühneuzeitlichen Kriegsführung zu stemmen.
Die sich daraus ergebende „Nachfrage“ wurde von einem „Angebot“ durch private Militärunternehmer beantwortet, welche sich dazu bereiterklärten, den Souveränen ihre Kompetenzen in diesen Bereichen im Austausch gegen Geld, Titel, Privilegien und Beuterechte zur Verfügung zu stellen.
Die sich auf dieser Basis entwickelnden „Gewaltmärkte“ erleben spätestens seit der von Bundeskanzler Olaf Scholz am 27. Februar 2022 ausgerufenen Zeitenwende, aber eigentlich schon seit dem Aufschwung der südafrikanischen privaten Sicherheitsfirma „Executive Outcomes“ in den 1990ern, eine Renaissance. Auch heute befinden wir uns in einer ‚Neuen Welt‘, in der sich nach dem Zusammenbruch der ‚Pax Americana‘ und der Koexistenz von neuen und alten Kriegen eine neue Nische für die Anbieter ‚privatisierter Gewalt‘, allen voran Söldnerverbände wie Academi und Wagner, aufzutun scheint.
Ziel dieses Vortrags ist es, einen Beitrag zur Erweiterung des ursprünglich von Georg Elwert entwickelten Konzepts des Gewaltmarktes um eine historische Perspektive zu leisten, und damit eine Brücke zwischen der Geschichts- und Politikwissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Gewalt zu schlagen.
Der Vortrag beginnt am 28. Januar (Dienstag) um 18 Uhr c.t. in Seminarraum 120, Carl-Zeiss-Straße 3. Wir freuen uns auf euch!