Entsprechend der Ausrichtung war auch das Teilnehmerfeld durchmischt und international aufgestellt: Die 13 Teilnehmenden setzten sich aus fünf Zivilisten, drei deutschen Offizieren sowie fünf internationalen Offizieren von drei Kontinenten zusammen.
Die ersten beiden Kurswochen bestanden aus einer Vielzahl spannender Vorträge, die ein überaus breites Themenspektrum abdeckten. So haben wir beispielsweise gelernt, wie die UN und der Planungsprozess im Hintergrund einer Peacekeeping-Operation in New York funktionieren, wie sich die Rechtsgrundlage für Missionen gestaltet, welche Herausforderungen es bei der Organisation von ausreichend Truppen, Material und Versorgung der Operationen zu beachten gilt, bis hin zu sehr konkreten Hinweisen, wie man ein vermintes Gebiet erkennt und sich dann richtig verhält. Die Vorträge wurden von Referentinnen und Referenten gehalten, die selbst viel Erfahrung in UN-Missionen gesammelt haben. So berichtete beispielsweise Herr Kobler, der in einer Vielzahl an Funktionen für die UN tätig war – darunter als Special Representative of the Secretary-General (SRSG) im Kongo – ausführlich und anschaulich von seinen Erfahrungen im Umgang mit Rebellengruppen und darüber, welche Herausforderungen mit der Durchführung von Wahlen im Rahmen des Friedensprozesses einhergehen.
Eine große Bereicherung waren neben den Vorträgen auch die Gespräche mit den anderen Teilnehmenden und Seminarleitern während der Kaffeepausen und dem gemeinsamen Mittagessen in der Kantine. Dies war eine ausgezeichnete Möglichkeit, mehr über ihre bisherigen Erfahrungen und Einsätze sowie die Arbeit beim Militär generell zu erfahren. Sehr erfreulich war auch, dass einer der Seminarleiter, Oberstleutnant Tillmann, während des Seminars spontan einen zusätzlichen Vortrag organisierte, der besonders für die Zivilisten hilfreich war. Dabei wurden wir durch das Büro Führungskräfte zu Internationalen Organisationen über die verschiedenen Einstiegsoptionen und Förderprogramme informiert und konnten alle Fragen zum Auswahl- und Bewerbungsverfahren stellen.
Den zwei vortragsreichen Wochen schloss sich schließlich in der dritten Woche eine Simulation an. Wir stellten die Stabsarbeit im UN-Hauptquartier einer neu geschaffenen Friedensmission im fiktiven Land Carana nach. Jeder der Teilnehmer übernahm dabei eine spezifische Rolle; ich war gemeinsam mit Klara, der zweiten Teilnehmerin vom BSH, als Political and Humanitarian Adviser tätig. Wir erhielten immer wieder neue Lageupdates, analysierten deren Relevanz für unsere jeweiligen Aufgabenfelder und präsentierten die Entwicklungen schließlich in Form von Briefings und einem Boardwalk den Vorgesetzten. Während der Übung orientierten wir uns an den fünf Stufen des militärischen Planungsprozesses bei der UN. So begannen wir mit einer grundlegenden Analyse unseres Auftrags und endeten mit der Vorstellung von zwei konkreten Operationsvorschlägen. Im Szenario selbst traten diverse Herausforderungen auf: Teile der zugesagten Truppenkontingente standen nicht zur Verfügung, und in einigen Gebieten bahnte sich eine humanitäre Katastrophe an, was auch zu vermehrten Überfällen auf Nahrungslager und humanitäre Akteure führte. Am konfliktreichsten war allerdings die Lage im Süden von Carana. Dort wandte sich die öffentliche Meinung klar gegen die UN und eine der Konfliktparteien drohte zu zersplittern, was wiederum zu einem Aufflammen der Gewalt und einer Gefährdung des Friedensprozesses führte. Es war sehr interessant, Teil des internationalen Stabs zu sein und die Operationsplanung aktiv mitzuerleben und mitzugestalten.
Neben den spannenden Kursinhalten wurde auch ein schönes Rahmenprogramm geboten. So erkundeten wir Hamburg sowohl mit dem Bus als auch mit dem Boot bei einer Stadt- und einer abendlichen Hafenrundfahrt. Weiterhin fand in der letzten Woche das gemeinsame Kursdinner mit Urkundenverleihung statt. Zum Kursdinner ist noch anzumerken, dass neben den vielen interessanten Gesprächen auch die Verpflegung überzeugend war, auf Wunsch gab es sogar ein veganes Drei-Gänge-Menü.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die drei Wochen Seminar rundum überzeugend waren. Es wurde deutlich, dass die UN häufig durch die angespannte geopolitische Situation und nationale Eigeninteressen gebremst wird und dennoch weiterhin kontinuierlich versucht die Missionen und Abläufe zu verbessern und trotz der Hindernisse in vielen Friedensmissionen kompetente Akteure ihr Bestes geben, um mit begrenzten Ressourcen Zivilisten zu schützen und langjährige Friedensprozesse umzusetzen.
Abschließend möchte ich mich bei der Führungsakademie und den anderen Teilnehmenden für das sehr gelungene Seminar, die gute Organisation, die interessanten Gespräche und insgesamt die drei schönen und lehrreichen Wochen bedanken.