Im Festsaal der Universität Bonn begrüßten Jakob Bartolomey, Co-Vorsitzender der BHAS, und Oleksii Hamaniuk, Vorsitzender der UniBonn.UA zunächst das Panel und die rund 100 Gäste der Veranstaltung. Oleksii Hamaniuk verwies auf die Wichtigkeit des Themas angesichts der zukünftigen Entwicklungen zur internationalen Unterstützung der Ukraine, insbesondere aufgrund der neuen Trump-Administration.
Professor Dr. Andreas Heinemann-Grüder leitete die Podiumsdiskussion ein, indem er Eindrücke seiner jüngsten Reise nach Kyjiw im Dezember 2024 schilderte: Der Krieg sei zur “Alltäglichkeit” geworden, unbändige Wut über das völlig zu Unrecht erlittene Leid und die wachsende Kriegsmüdigkeit der ukrainischen Bevölkerung existierten parallel. Es mangle an Soldat*innen und Ausrüstung. Außerdem sei mittlerweile vor allem die junge Generation vom Krieg betroffen.
Zu Beginn der Diskussion konfrontierte der Moderator die Panelistinnen mit Fragen nach einer breiten “Germany First”-Haltung in der aktuellen ukrainepolitischen Debatte sowie nach einer möglichen Stationierung deutscher Soldat*innen in der Ukraine zur Absicherung eines eventuellen Waffenstillstands. Frau Uhlig betonte, dass Außenpolitik gegenüber der Bevölkerung nur gerechtfertigt werden könne, solange innenpolitische Herausforderungen nicht vernachlässigt werden würden und lehnte zugleich ein Ausspielen beider Politikbereiche gegeneinander ab. Die Unterstützung der Ukraine sei weiter von hoher Bedeutung, ebenso wie die enge Zusammenarbeit mit europäischen Partnern in diesem Kontext. Angesichts des Selbstverteidigungskrieges, wären Waffenlieferung zu einem Mittel Grüner Außen- und Sicherheitspolitik geworden. Eine klare Aussage bezüglich einer Involvierung der Bundeswehr im Falle eines Waffenstillstands vermied Frau Uhlig. Sie bekräftigte außerdem, dass es von zentraler Bedeutung sei, dass die Ukraine festlegt, welche Konditionen für einen Frieden akzeptabel seien. Man müsse auch Faktoren, wie die Rolle der Vereinten Nationen berücksichtigen, bevor man diesbezüglich eine Aussage treffen könne.
Auch Frau Rosenthal wies auf die Notwendigkeit hin, zunächst der Ukraine zuzuhören, nachdem Deutschland in der Vergangenheit den Stimmen osteuropäischer Staaten fälschlicherweise nicht ausreichend Aufmerksamkeit gewidmet habe. Bezüglich der angeblichen “Germany-first”-Haltung stellte Frau Rosenthal klar, dass die SPD geführte Bundesregierung äußere und soziale Sicherheit gleichermaßen ermöglichen wolle und dafür auch zur Aufnahme von Schulden bereit sei. Weiterhin sei es die Parteilinie der SPD und die Handschrift von Bundeskanzler Olaf Scholz, dass Deutschland die Ukraine weltweit am zweitmeisten militärisch unterstützt. Die diesbezügliche Diskussion auf einzelne Waffensysteme zu verengen, bezeichnete sie als strategisch unklug und spaltend. Parallel zur Unterstützung der Ukraine weiterhin diplomatischen Kontakt zum Kreml zu halten, sei eine politische Notwendigkeit und habe nichts mit Sympathie für Präsident Putin zu tun, den sie als Diktator bezeichnete.
Im Anschluss an die Podiumsdiskussion stellten sich die beiden Panelistinnen für über eine halbe Stunde den zahlreichen Fragen des Publikums. Der Grundtenor der Publikumsbeiträge war dabei die Forderung nach einer nicht nur fortgesetzten, sondern verstärkten Unterstützung der Ukraine. Dabei wurde die russische Vollinvasion häufig in einem globalen Kontext gedacht. Nicht wenige Fragende sahen davon ausgehend die Unterstützung der Ukraine nicht allein als moralisch erforderlich, sondern auch als für Deutschland strategisch notwendig an. Besonders engagiert wurde die Frage diskutiert, wie Deutschland dazu beitragen könnte, einen möglichen Waffenstillstand abzusichern. Gäste aus Politikwissenschaft und Konfliktforschung wiesen darauf hin, dass angesichts Chinas und Russlands Vetomacht in den Vereinten Nationen und beispielsweise Ungarns in der NATO, eventuell eine Koalition der Willigen zu glaubwürdigen Sicherheitsgarantien bereit sein müsste.
Wir möchten im Namen aller Organisatoren unserem Panel abschließend noch einmal ganz herzlich für die Teilnahme an unserer Veranstaltung danken. Auch über die zahlreichen Interessierten Gäste und ihre wertvollen Beiträge haben wir uns sehr gefreut. Unsere Hochschulgruppe und UniBonn.UA werden Russlands Krieg gegen die Ukraine nicht aus den Augen verlieren. Wir planen bereits Folgeveranstaltungen und würden uns sehr freuen, viele von Euch dort wieder zu sehen!