Veranstaltungsbericht: Nachhaltige Bundeswehr - geht das?

Am Dienstag, den 12.01.2021, von 19:00 bis 20:00 Uhr hatte die Hochschulgruppe für Sicherheitspolitik München die Möglichkeit, im Rahmen eines Onlineseminars mit Tobias Lindner über das Thema einer nachhaltigen Bundeswehr zu diskutieren. Tobias Lindner ist Mitglied des Deutschen Bundestages, Sprecher für Sicherheitspolitik der Fraktion Bündnis90/Die Grünen, sowie Obmann im Verteidigungsausschuss.

In einem kurzen Impulsvortrag schnitt der Abgeordnete Lindner verschiedene Themen an, die für eine erhöhte Nachhaltigkeit der Bundeswehr von Bedeutung sind. Laut einer Studie des U.S. Army War Colleges über das Bewusstsein um Nachhaltigkeit bei Soldat:innen ist dieses Thema im Militär durchaus präsent, jedoch schwer umsetzbar. Die Probleme treten bei „offensichtlich“ die Bundeswehr betreffenden Bereichen auf, wie unter anderem dem unzureichenden Management von Munition. So werden Ablaufdaten überschritten und der Überschuss vernichtet. Aber auch in der Versorgung der Bundeswehr in Kasernen und auf Einsätzen gibt es laut Tobias Lindner Luft nach oben, beispielsweise werden oft weiterhin einzelne Plastikflaschen verteilt, anstatt Wasserspender zur Verfügung zu stellen. Während das Essen im Einsatz ein sehr wichtiger Faktor für die Moral ist, kann am Essen in den heimischen Kasernen noch gearbeitet werden. Als für die Nachhaltigkeit sinnvoll sieht Tobias Lindner unter anderem die Beschaffung unbemannter Flugkörper an, da diese weniger Treibstoff verbrauchen und gleichzeitig weniger Kosten und Wartung verursachen. Des Weiteren sollte die Truppe die guten Ansätze mit mobilen Brennstoffzellen weiterverfolgen, besonders im Blick auf die weitere Technisierung der zukünftigen Infanteristen. Das aktuelle Weißbuch der Streitkräfte beinhaltet laut dem Politiker bereits gute Ansätze, diese müssten nun jedoch auch in die Tat umgesetzt werden, denn die Zeit drängt und Investitionen in Nachhaltigkeit sind Investitionen in die Zukunft.

Im Anschluss an den Impulsvortrag war es den Teilnehmenden möglich, Fragen an Tobias Lindner zu stellen. Diese drehten sich vor allem um Details wie Nachhaltigkeit in der Marine oder der Frage, ob es sich beim Ziel der Nachhaltigkeit in der Bundeswehr noch um eine Aktion oder mehr eine reaktive Schadenseindämmung handelte. Auch über das Thema Wasserstoff und Elektrohybride Antriebe bei Großgerät entstand ein interessanter Diskurs. Auch wenn fossile Treibstoffe weiterhin unverzichtbar bleiben werden, kann zum Beispiel durch elektrische Komponenten auch die Wärmesignatur, die Geräuschemissionen und die Reichweite verbessert werden. Durch Lindner angeregt, wurde auch über die Forderung gesprochen, dass die Bundeswehr ihre Emissionen besser identifizieren, überwachen und veröffentlichen sollte, da dieser Bereich aktuell wenig analysiert wird. Alle Fragen konnten im Rahmen der Veranstaltung beantwortet werden und das Feedback der Teilnehmenden fiel durchweg positiv aus.

Die Hochschulgruppe für Sicherheitspolitik München dankt Tobias Lindner und allen Teilnehmenden für das spannende Seminar und den regen Austausch. Es bleibt gespannt abzuwarten, wie sich das Thema der Nachhaltigkeit bei der Bundeswehr zukünftig entwickeln wird und welche Veränderungen wir beobachten dürfen. Das Ergebnis der im September bevorstehenden Bundestagswahl hat laut Lindner auf jeden Fall das Potenzial den Nachhaltigkeitskurs der Streitkräfte zukunftsweisend zu beeinflussen.