Trump oder Harris, wer wird der nächste Präsident oder die nächste Präsidentin der USA – so lautet die große Frage beim Wahlwatching der BSH Tübingen zusammen mit der JEF, der Hochschulgruppe Junge Europäische Föderalisten im Institut für Politikwissenschaft. Alles ist vorbereitet im Raum 124, um die amerikanische Präsidentschaftswahl zu verfolgen: Es gibt verschiedene Snacks, um angespannte Nerven zu beruhigen und Getränke, die für die nötige Erfrischung sorgen, wenn die Emotionen einmal hochkochen sollten. Später zeigt sich in unseren Debatten über die Zukunft der USA, dass wir beides bitter nötig haben.
Bevor es zur eigentlichen Livebeobachtung der Wahl geht, gibt es einen kurzen Inputvortrag des JEF-Vorstands mit Hintergrundinformationen zur Wahl. Darin erfahren wir nicht nur etwas über das außenpolitische Programm der beiden Kandidierenden, sondern wir lernen auch etwas über ihre politischen Beraterteams. Das ist besonders spannend, denn diese Beraterteams werden vermutlich nach der Wahl wichtige politische Positionen in den vorderen und hinteren Reihen der amerikanischen Außenpolitik bekleiden und so die Politik entscheidend prägen. Über das Beraterteam von Kamala Harris lässt sich sagen: Das sind Transatlantiker*innen. Ihnen sind die Beziehungen zwischen den USA und Europa wichtig. Man sieht sich gegenseitig als einen Partner auf Augenhöhe, mit dem gemeinsame Interessen verfolgt werden können.
Trumps Beraterteam ist dahingegen diverser. Es lassen sich grob drei verschiedene vertretene Ansichten unterscheiden. Zum einen gibt es Berater, die Restrainer, die der Meinung sind, dass die USA viel zu lange die Weltpolizei gespielt habe und sich daher in der Zukunft mehr auf sich selbst konzentrieren sollte. Die Primacists, wie beispielsweise Mike Pompeo, sind hingegen der Meinung, dass die USA weiterhin eine hegemoniale Vormachtstellung in der Welt einnehmen sollte, um sich dadurch Einfluss zu sichern und eigene Interessen durchsetzen zu können. Die Prioritizer hingegen vertreten eine Mittelposition und die Haltung, dass sich die USA auf ihren neuen politischen Hauptrivalen China konzentrieren sollte. Je nachdem, wer sich aus Trumps Beraterteam durchsetzen und wichtige Posten bekleiden wird, wird die amerikanische Außenpolitik anders aussehen. Wie genau, das wird erst die Zukunft zeigen.
Im Anschluss an diesen informativen Vortrag, diskutieren wir gemeinsam, welche Folgen der Ausgang der Wahl auf Europas Beziehungen zu den USA haben könnte. Daneben versuchen wir auch, den Wahlkampf aus der Perspektive von amerikanischen Wähler*innen zu betrachten, um zu verstehen, was die beiden Kandidierenden attraktiv zum Wählen macht. Als neuen Input und als weitere Perspektive für unsere Diskussion schauen wir uns darüber hinaus zum einen den Stream der Podiumsdiskussion der BSH-Passau mit verschiedenen Expert*innen zur US-Wahl und verschiedene Streams von Nachrichtensendern an.
Nach dem Ende unserer Sitzung am Vormittag des 6. Novembers kennen wir dann schließlich die Antwort auf die große Frage des Wahlwatchings: Donald Trump wird der nächste Präsident der USA. Auch wenn damit die Frage, nach dem nächsten amerikanischen Präsidenten beantwortet ist, die Frage nach der Zukunft Amerikas ist es nicht. Diese Frage wird sich erst beantworten lassen, sobald Trump sein Amt antritt.