Am Nachmittag des 22. Oktobers kamen die Teilnehmenden zusammen, um mit Jakob Gomolka vom Klima-Think-and-Do-Tank adelphi einen Einstieg in den Themenkomplex zu finden und die Sicherheitsrisiken des Klimawandels zu diskutieren. Während dieser Einstieg noch vergleichsweise breit angelegt war, führten uns die darauffolgenden Vorträge in spezielle geographische oder thematische Bereiche.
Mit Karamba Diaby, Mitglied des Deutschen Bundestags und im Senegal aufgewachsen, richteten wir unseren Blick auf Westafrika. Über Stefan Lukas von Middle East Minds erhielten wir Einblicke in die Situation im Irak und diskutierten über die dortige Wasserversorgung. Mit der Neuseeländischen Botschaft vertieften wir uns in den steigenden Meeresspiegel und andere Auswirkungen der menschengemachten Klimakrise. Denn was geschieht mit den Bewohner:innen von Inselstaaten, wenn ihre Inseln verschwinden? Auf diese sowie etliche weitere Fragen konnte Constance Kelly von der Neuseeländischen Botschaft Antworten geben! Mit Professor Pastrana Buelvas von der Pontificia Universidad Javeriana in Bogotá endete unsere virtuelle Reise um die Welt, jedoch nicht unsere Akademie!
Wir haben nicht nur verschiedene Regionen betrachtet, sondern auch verschiedene Akteure. Welche Position vertritt die NATO zum Klimawandel? Auch hier wurden viele Fragen aufgeworfen – was geschieht, wenn die Temperatur so stark ansteigt, dass z.B. Helikopter nicht mehr in der Lage sind, sicher zu operieren? Auch die Streitkräfte sind von Klimaveränderungen betroffen – werden in Zukunft noch schneefähige Fahrzeuge benötigt? Mona Koehler-Schindler von der Emerging Security Challenges Division im NATO-Hauptquartier betonte, dass der Klimawandel alles betrifft, was wir tun. Und wie später Lucas Hirsch vom Bundesverband deutscher Sicherheits- und Verteidigungsindustrie unterstrich, sollte der Erhalt der Fähigkeiten der Streitkräfte immer an erster Stelle stehen.
Jedoch sind nicht nur die Streitkräfte vom Klimawandel betroffen, auch das Technische Hilfswerk und somit der Zivil- und Katastrophenschutz in Deutschland müssen sich vermehrt auf Naturkatastrophen einstellen, wie Volker Strotmann, Abteilungsleiter Einsatz des THW, betonte. Einen ganz anderen Blickpunkt warf die Arbeitsgruppe Klimawandel von Amnesty International auf: Wie werden Menschenrechte vom Klimawandel beeinträchtigt? Was geschieht, wenn die Heimat von Menschen unbewohnbar wird? Wer kann für den entstandenen Schaden haftbar gemacht werden? Klimaklagen sind hier ein Stichwort, ein weiteres großes Problem, das auch Konstantinos Tsetsos, Head of Foresight beim Metis Institut für Strategie und Vorausschau, aufwarf: Massenmigration. Sie wird kommen, keine Frage, wenn auch in einem ganz anderen Umfang als 2015 – aber wie gehen wir damit um? Insbesondere vor dem Hintergrund der geopolitischen Situation, die Herr Tsetsos als unsicher beschrieb und durch Hegemonialbestrebungen Chinas geprägt sieht, wird der Klimawandel bestehende Konflikte anheizen.
Neben Einblicken aus Forschung, Zivilgesellschaft, Akteuren und NGOs konnten wir mit Carola Best von der deutschen IPPC-Koordinierungsstelle auch ganz praktische Einblicke gewinnen: Wie arbeitet der Weltklimarat? Wie gelangen Ergebnisse aus der Wissenschaft in die Politik und Gesellschaft?
Alles in allem war es eine äußerst vielfältige und facettenreiche Veranstaltung, die uns über vier Tage Einblicke in ein Thema ermöglichte, das uns alle betrifft. Die differenzierten Perspektiven aus verschiedenen Regionen und Sektoren schufen ein umfassendes Verständnis für die Komplexität der Herausforderungen, die der Klimawandel für die Sicherheit weltweit mit sich bringt. Jeder Vortrag und jede Diskussion trugen dazu bei, dass die Teilnehmenden nicht nur das Ausmaß der Probleme erkannten, sondern auch über mögliche Lösungsansätze und die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Ansatzes im Umgang mit den Herausforderungen des Klimawandels etwas erfahren haben. Es wurde deutlich, dass der Klimawandel nicht nur ökologische und meteorologische Auswirkungen hat, sondern auch direkte und indirekte Konsequenzen für die Sicherheit, Stabilität und Lebensgrundlagen von Menschen auf der ganzen Welt mit sich bringt.
Die Veranstaltung vermittelte nicht nur Wissen, sondern förderte auch den interdisziplinären Austausch zwischen Teilnehmenden und Referierenden. Die unterschiedlichen Perspektiven und Erfahrungen trugen dazu bei, dass komplexe Zusammenhänge besser verstanden wurden. Die Diskussionen zeigten, dass der Klimawandel nicht nur als Umweltproblem betrachtet werden sollte, sondern als eine komplexe Herausforderung, die verschiedene Sektoren und Politikbereiche betrifft. Darüber hinaus verdeutlichten die Praxisbeispiele, wie unterschiedliche Organisationen und Institutionen bereits Maßnahmen ergreifen, um sich auf die Sicherheitsrisiken des Klimawandels vorzubereiten.
Die Akademie endete jedoch nicht mit einem Schlusswort. Vielmehr markierte sie den Beginn eines fortlaufenden Dialogs und einer vertieften Auseinandersetzung mit den Themen Klima und Sicherheit. In einer Zeit, in der die Herausforderungen durch den Klimawandel immer drängender werden, ist es von entscheidender Bedeutung, dass verschiedene Akteure aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft gemeinsam an Lösungen für die vielfältigen Bedrohungen der Sicherheit durch den Klimawandel arbeiten. Denn letztendlich liegt es in der Verantwortung aller, gemeinsam nachhaltige Lösungen zu finden, um die Sicherheit unserer Welt auch in Zeiten des Klimawandels zu gewährleisten.