„Sicherheit ist mehr als nur der militärische Aspekt des Ganzen“ – Einblicke der XXIV. Sicherheitspolitischen Grundakademie

Regionale Konflikte bestimmten die 24. Auflage der Grundakademie des Bundesverbandes Sicherheitspolitik an Hochschulen (BSH) in Berlin. Die gegenwärtigen Flüchtlingsbewegungen nach Europa wurden ebenso diskutiert wie die Entwicklungen in Ostasien. Auch die Krise in Südsudan und ihre Bedeutung für die Nachbarstaaten waren Thema des viertägigen Seminars.

Es sei längst klar, dass es keinen militärischen Sieger geben werde, stellte Dr. Annette Weber von der Stiftung Wissenschaft und Politik über die anhaltenden Kämpfe im Südsudan klar. Um überhaupt einen friedlichen Übergang nach der Unabhängigkeit gewährleisten zu können, hätte es einer „mündigen Bevölkerung“ bedurft. Diese habe aber bis heute kein Verständnis dafür entwickeln können, was es für Rechte und Pflichten mit sich bringe, Bürger eines eigenständigen Staats zu sein.

Schon am ersten Abend wurden die Hintergründe der gegenwärtigen Flüchtlingsdebatte thematisiert. Im Vortrag von Dr. Stephan Böckenförde vom Zentrum Informationsarbeit der Bundeswehr ging es neben möglichen Verlaufsszenarien der Krise und etwaigen Konsequenzen für Europa auch um die medial geführte Debatte. Zu letzterer boten sich Anknüpfungspunkte beim Besuch in der Bundesakademie für Sicherheitspolitik. Einer der dortigen Themenschwerpunkte waren die vielfältigen Anforderungen und Schwierigkeiten, welche die Diskussion sicherheitspolitischer Entwicklungen in der Öffentlichkeit bedingen.

Die zweite Hälfte des viertägigen Seminars bestand aus Audienzen in der japanischen Botschaft und der Vertretung Taipehs in Berlin. Dr. Iris Wurm und Markus Liegl von der Goethe-Universität Frankfurt hatten die 22 Teilnehmer durch Workshops und Vorträge zur sicherheitspolitischen Lage in der Ostasien-Pazifikregion auf die Besuche vorbereitet.

Im Gespräch mit dem stellvertretenden Leiter der politischen Abteilung der japanischen Botschaft drehte sich die Diskussion insbesondere um die angespannte maritime Situation in Ostasien und die Gefahren eines möglichen regionalen Wettrüstens. Beim Besuch der Vertretung Taipehs standen die schwierige Beziehung zu China sowie die diplomatischen Probleme, die mit dem völkerrechtlichen Status Taiwans einhergehen im Mittelpunkt.

Abgerundet wurde die 24. Grundakademie durch Besuche des Bundesverteidigungsministeriums und des Auswärtigen Amts. Diese gaben den Teilnehmern die Möglichkeit, direkte Einblicke in die Arbeitsweise zweier zentraler sicherheitspolitischer Institutionen der Bundesrepublik zu erhalten.

Die vier Tage gaben den Studierenden einen Eindruck von den zahlreichen Facetten des Komplexes „Sicherheit“ in Theorie und Praxis und unterstrichen, so ein einhelliges Fazit der Seminargruppe, dass eine alleinige Fokussierung auf die militärischen Dimensionen regionaler Konflikte zu kurz greift.

 

Autorin: Daniela Baron

Foto: Marc Cieszewski