„Bundespräsident Gauck sagte auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2014, dass deutsche Universitäten mehr bieten müssten als nur eine Handvoll Lehrstühle zur Analyse deutscher Außenpolitik“, leitete der BSH-Bundesvorsitzende Jan Fuhrmann seine Begrüßungsrede im Tipi am Kanzleramt ein. Auch zahlreiche Studierende hätten ein großes Interesse an der Auseinandersetzung mit internationaler Sicherheitspolitik - „aber in der deutschen Hochschullandschaft gibt es kaum Förderungsmöglichkeiten.“ Auch deshalb verleihe der BSH die Goldene Eule.
Wissenschaftliche Begutachtung
Der mit €1.000 pro Kategorie dotierte Preis wurde am 22. Juni zum dritten Mal vergeben. Thema in diesem Jahr: Sicherheit in Subsahara- Afrika. „Wir haben uns bewusst für diesen inhaltlichen Schwerpunkt entschieden, da diese Region in der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik an Bedeutung zunimmt, was in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung aber kaum Beachtung findet“, sagte Sebastian Nieke, der als Stellvertretender Bundesvorsitzender für den Nachwuchspreis verantwortlich ist. „Darin bestätigt hat uns auch der große Zuspruch der Gutachterinnen und Gutachter, die wir für den Wettbewerb gewinnen konnten“, so Nieke weiter. Die zwölf für den Wettbewerb eingereichten Bachelor- und Masterabschlussarbeiten wurden im Rahmen eines beidseitig anonymen Begutachtungsverfahrens durch insgesamt 20 wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Universitäten und Think Tanks bewertet.
Herausragende Leistungen in Bachelor und Master
In der Kategorie Bachelor belegte den Spitzenplatz Tim Epple, der sich in seiner 2015 an der Rijksuniversiteit Groningen (Niederlande) verfassten Abschlussarbeit am Fallbeispiel des Engagements Frankreichs in Côte d’Ivoire mit Förder- und Hemmfaktoren der Kooperation in multilateralen Friedenseinsätzen beschäftigt. Die Gutachterinnen und Gutachter stellten in ihrer Beurteilung seiner Arbeit vor allem seinen kompetenten Umgang mit der Process Tracing-Methode heraus. Epple kündigte an, einen Teil des Preisgeldes zu spenden und den Rest in ein Feldforschungsprojekt im Rahmen seines Masterstudiums an der Oxford University (Großbritannien) zu investieren.
Sieger in der Kategorie Master ist Torsten Mix mit seiner Abschlussarbeit über die Niederschlagung friedlicher Proteste in afrikanischen Staaten, die er 2014 am Instituto Barcelona de Estudios Internacionales (Spanien) vorgelegt hat. Mix untersucht darin statistisch über einen zwölfjährigen Zeitraum hinweg, unter welchen Bedingungen in 48 Staaten Afrikas Gewalt gegen friedliche Demonstrationen angewendet worden ist. Sein Fazit: Während Wahlen und horizontale „Accountability“ im Rahmen von Gewaltenteilung nur wenig mäßigenden Einfluss auf Gewaltanwendung im Innern hätten, komme der vertikalen „Accountability“ in Form von informellen Partizipationswegen und zivilgesellschaftlichen Organisationen eine positive Wirkung zu. Neben seiner sicheren Anwendung statistischer Verfahren wurden in der Begutachtung der Arbeit deshalb auch ihre praktischen Implikationen für Demokratisierungsprojekte herausgestellt.
Sicherheitspolitisch Interessierte zieht es ins Ausland
„Das Ranking der Beiträge zeigt deutlich, dass großes Interesse an außen- und sicherheitspolitischen Fragestellungen besteht und in starke akademischen Leistungen Eingang findet“, fasste Sebastian Nieke das Ergebnis des Wettbewerbs zusammen. Zugleich spiegele das Teilnehmerfeld des Wettbewerb aber auch wieder, dass viele Studierende gezielt an Hochschulen im Ausland gingen, wo sie sich in diesem Themenkomplex viel besser spezialisieren und rascher berufliche Anknüpfungspunkte finden könnten: „Nur die Hälfte der eingereichten Arbeiten wurde an deutschen Universitäten geschrieben, und elf von zwölf wurden auf Englisch verfasst. Daran zeigt sich deutlich, dass die Push- und Pull-Faktoren für sicherheitspolitisch Interessierte Studierende derzeit vor allem ins Ausland weisen“, so Nieke weiter. Insbesondere britische und niederländische Universitäten stünden hoch im Kurs. Der Bundesvorsitzende Jan Fuhrmann pflichtete ihm bei: „Ähnliches berichten uns auch immer wieder die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unserer Seminare und Akademien. Unter diesen Umständen sehen wir uns in im Förderprogramm des BSH umso mehr bestätigt.“
Der Wettbewerb zur Goldenen Eule findet in zweijährigem Rhythmus statt. Die nächste Runde startet im Frühjahr 2017. Weitere Informationen zur Goldenen Eule gibt es hier.