Am 01.03.2022 fand das Web-Seminar zum ThemaVeranstaltungsbericht: Zukunftsressource Lithium - Fragile Stütze des Fortschritts

Am 01.03.2022 fand das Web-Seminar zum Thema -Zukunftsressource Lithium - Fragile Stütze des Fortschritts? – zusammen mit Prof. Dr. Ralf B. Wehrspohn und Jakob Kullik statt.

 

Vor 24 Teilnehmenden gaben die beiden Referenten nach einer kurzen Vorstellung und Begrüßung durch Frederic Dutke und Josef Hebeda der Hochschulgruppe zunächst einen grundlegenden Einblick in einzelne, für die Betrachtung relevante Teilbereiche des Themenkomplexes. Den Anfang machte Herr Wehrspohn mit den Physikalisch Technischen Grundlagen des Rohstoffes Lithium.
Lithium ist ein Leichtmetall, welches zum jetzigen Zeitpunkt meist entweder als Salz oder Spodumen gewonnen wird. Die größten Produzenten sowie Reserven finden sich in Australien und Südamerika. Auch in Deutschland bzw. Europa gibt es nicht unerhebliche, wenn auch längst nicht so große Vorkommen. Die Verortung der Produzenten kann jedoch das Bild der Lithiumproduktion leicht verzerren. Damit Lithium genutzt werden kann, muss es in Konvertern und Raffinerien weiterverarbeitet werden. Diese stehen fast ausschließlich in China. Auch das entsprechende Fachwissen zur Weiterverarbeitung liegt fast ausschließlich in China. Ein großer Teil der Wertschöpfungskette findet sich somit in China.
Wehrspohn beschäftigte sich darüber hinaus auch mit der Nachhaltigkeit von Lithium und der Unabdingbarkeit einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft für Lithium, um nicht wie beispielsweise bei Erdöl von der Ausbeutung der Erde und der natürlichen Beschränkung des Rohstoffes eingeholt zu werden. Diese seien jedoch zum aktuellen Zeitpunkt mit einer Recyclingquote von 0% noch nicht annähernd vorhanden. Auch werden bei der Gewinnung von Lithium, aus dem abgebauten Grundstoffen durch Konverter nur 10% Lithium und 90% Beiprodukte erzeugt. Von diesen wiederum werden 95-99% deponiert und nicht als Rohstoffe weiterverwendet. Es wird schnell deutlich, dass trotz einer globalen Minenproduktion von ca. 100.000t im Jahr 2021, die Wertschöpfungsketten, Infrastrukturen sowie das Nachhaltigkeitspotential von Lithium noch in den Kinderschuhen stecken. In einem E-Auto finden sich ca. 150 Gramm Lithium pro kWh und bereits im Jahr 2030 wird der Bedarf auf 300.000 Tausend Tonnen Lithium pro Jahr allein in Europa gerechnet. Um diese 300.000 Tonnen Lithium, welche für Europa decken zu können, bedürfte es laut Prof. Wehrspohn, wenn diese allein in Europa hergestellt werden sollten ca. 10-15 solcher Konverter und einer Investition von über 5 Mrd. Euro
Herr Kullik gab auf dem Vortrag von Herrn Wehrspohn aufbauend einen Einblick in die internationale Rohstoffpolitik hinter Lithium und vergleichbaren Rohstoffen wie verschiedenen seltenen Erden.
Es existiere keine Lithium-Versorgungsstrategie, eingebettet in eine größere Rohstoffstrategie. Das liegt auch daran, dass zum jetzigen Zeitpunkt die Märkte zurzeit lieferfähig sind. Es scheinen zudem genug globale Vorkommen vorhanden zu sein. Auch die sicherheitspolitische Relevanz hielte sich daher bisher in Grenzen. Vor dem Hintergrund der Relevanz von Lithium und seltenen Erden stellten sich daher in Kulliks Augen einige elementare Fragen auf. Zum einen, wie die Rolle des Staates in der Rohstoffsicherung aussieht, braucht es möglicherweise nationale bzw. europäische Rohstoffreserven neben Öl und Erdgas auch andere hoch relevante Ressourcen wie Lithium, Metalle und seltene Erden? Wie verändern mögliche zukünftige Abbaugebiete von Ressourcen, wie Tiefsee und Weltraum die internationalen Handelsregeln bzw. die internationale Politik?
Auch gab Herr Kullik einen kurzen Einblick in die Bedeutung die Russland, bzw. der Krieg in der Ukraine abseits von ÖL und Gas, welches medial ausführlich diskutiert wird, auch für die Verfügbarkeit von wichtigen Metallen hat. So ist Russland einer der größten Aluminiumproduzenten, der größte Titanproduzent sowie mit Südafrika der größte Palladiumproduzent. Darüber hinaus wurden die Einkäufe von Stahl und Nickel auf Russland stark gedrosselt. Im Anschluss hatten die Teilnehmenden ca. eine Stunde Zeit die Referenten mit ihren Fragen rund um das Thema zu löchern.

Wir möchten uns herzlich bei Herrn Prof. Dr. Wehrspohn und Herrn Kullik sowie den Teilnehmenden für die sehr spannende Diskussion und Vorträge bedanken. Wir wünschen einen guten Start ins Sommersemester 2022.