BSH went digital: Die XXXVII. Sicherheitspolitische Grundakademie als Zoom-Konferenz

Neue Probleme erfordern innovative Lösungen. So passten auch wir unsere Arbeit den aktuellen Umständen an und verlegten die 37. SGA in den digitalen Raum, wo wir vom 29. Juni bis zum 01. Juli 2020 mit 24 interessierten Studierenden intensiv über sicherheitspolitische Themen diskutierten.

Trotz der neuen Plattform konnte ein vielfältiges Programm angeboten werden, indem VertreterInnen von ThinkTanks, Botschaften und Institutionen eingeladen wurden, um mit engagierten StudentInnen über verschiedene Aspekte der Rolle Deutschlands zwischen Ost und West zu sprechen.


Eines der Highlights der Akademie bot der Vortrag von Dr. Rüdiger Lentz, Executive Director des Aspen Institute Germany e.V., der uns einen fundierten Überblick über die transatlantischen Beziehungen, ihre Krise und ihre Chancen gab. Dass die Beziehungen zu den USA seit der Präsidentschaft Donald Trumps immer stärker in die öffentliche Diskussion gerieten, lässt sich nicht leugnen. Lentz gab uns einen umfassenden Einblick, in welchen Punkten sich die Positionen der Trump-Regierung tatsächlich von denen der Vorgänger-Administrationen unter Bush und Obama unterscheiden, und bei welchen Aspekten vielleicht lediglich der Ton die Musik mache. Auch gab er einen kurzen Ausblick auf das, was sich Befürworter guter transatlantischer Beziehungen von einer eventuellen Biden-Administration erhoffen könnten, und welche Hoffnungen vermutlich eher enttäuscht werden.


Ein weiterer Höhepunkt war das Gespräch mit Konstantin Aleksandrov und Irina Krestova, Attachés der Botschaft der Russischen Föderation. Trotz rein virtuellen Besuchs in den Botschaftsräumlichkeiten sorgten beide für einen warmen Empfang, erläuterten die Wichtigkeit der deutsch-russischen Beziehungen und stellten sich ganz diplomatisch den teilweise kritischen Fragen der TeilnehmerInnen.
Überhaupt stand die XXXVII. Sicherheitspolitische Grundakademie ganz unter dem Stern der Rolle Deutschlands zwischen Ost und West, und das in vielerlei Beziehungen. So sprachen wir mit Dr. David Jalilvand von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik über den Iran-Konflikt, den sogenannten Atomdeal, was der Ausstieg der USA bedeutet und wie sich die deutsche Rolle in den Verhandlungen entwickelte. Außerdem unterhielten wir uns mit Dr. Nadja Douglas, Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien, über die Möglichkeiten und den Einfluss der OSZE. Douglas konnte den TeilnehmerInnen hier ganz persönliche Erfahrungen berichten, da sie selbst die OSZE bei einigen Feldeinsätzen begleitete und unterstützt hat. Auch wenn die OSZE in der breiten Öffentlichkeit wenig Berücksichtigung findet, so ist sie doch ein unschätzbarer Diskursermöglicher zwischen verschiedenen Ländern und somit durchaus ein friedensstiftender Faktor in der internationalen Gemeinschaft, so Douglas.
Natürlich kamen auch die traditionellen Sicherheitsthematiken nicht zu kurz. Mit einem Experten aus dem Bundeskanzleramt sprachen wir über die sicherheitspolitische Bedeutung nuklearer Teilhabe für Deutschland, wobei auch Diskussionen um die Vor- und Nachteile einer gänzlichen Abschaffung nuklearer Waffen aufkamen. Dass solche Diskussionen zu den Herausforderungen der deutschen Sicherheitspolitik gehören, hatte Dr. Philip Jan Schäfer vom Zentrum Informationsarbeit der Bundeswehr bereits zu Beginn der Akademie deutlich gemacht, als er uns in seinem Eröffnungsvortrag einen Einblick in die Perspektiven europäischer und deutscher Sicherheitspolitik gab. Ferner sprachen wir mit Joachim Sanden, Vizepräsident des Verbands der Reservisten der Bundeswehr, über die Eigen- und Fremdwahrnehmung der Bundeswehr. Auch hier kamen intensive Debatten über aktuelle Probleme, Missstände und Chancen auf.


Insgesamt waren wir positiv überrascht, welche intensive Akademieatmosphäre sich auch innerhalb des virtuellen Raumes entwickelte. Trotz langer und gehaltvoller Zoom-Sitzungen waren Begeisterung und Interesse der Teilnehmenden wie auch der ReferentInnen durchgehend zu spüren. Dies zeigte sich besonders deutlich im abschließenden Wrap-Up, in dem alles Gelernte zusammengefasst, reflektiert und in einen gemeinsamen Kontext gebracht wurde. Wir freuen uns bereits auf die kommende Grundakademie Anfang September, sowie auf die Akademie-Saison 2021, wenn Interessierten wieder ein erster Einblick in den sicherheitspolitischen Themenkomplex gewährt wird.