Mit der Arbeit von Polizeibehörden oder sogar Landeskriminalämtern (LKA) scheinen wir aufgrund von Berührungspunkten im Alltag, durch Medienberichterstattungen oder der ein oder anderen Serie, recht vertraut. Anders sieht es bei der vermeintlichen „Blackbox Bundeskriminalamt“ aus, über dessen Tätigkeiten und Innenleben bewusst nur wenig berichtet wird. Um einen exklusiven Einblick in die Aufgaben und Zuständigkeiten des Bundeskriminalamt (BKA) zu bekommen, waren wir als FAUST am 08. Februar 2024 in einer der Liegenschaften am Standort Wiesbaden zu Gast. Zu unserer Exkursion begrüßten wir nicht nur unsere FAUST-Mitglieder, sondern auch unsere BSH-Kollegen aus der Bonner Hochschulgruppe für Außen- und Sicherheitspolitik.
Morde aufklären, organisiertem Verbrechen nachgehen, Observationen oder den Schutz von Politikerinnen und Politikern gewährleisten – all das klingt nach Ereignissen wie in einem Hollywoodstreifen, doch ist dies gleichermaßen Arbeitsalltag für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des BKA: An mancher Stelle selbstverständlich etwas weniger dramatisch als in den klassischen Samstagabendfilmen dargestellt, doch bezüglich der Aufgaben genauso herausfordernd.
Als Zentralstelle der deutschen Kriminalpolizei und als nachgeordnete Behörde des Bundesministeriums des Inneren und für Heimat (BMI) ist das BKA der Ankerpunkt der örtlichen Polizeibehörden und Kriminalämter eines jeden Bundeslandes. Die oberste Behörde verarbeitet unter anderem die von Polizei und LKA gesammelten Informationen zu Verbrechen und deckt damit Regelmäßigkeiten und Muster auf. Auch stellt das BKA spezifische Kriminaltechnik bereit, mithilfe dieser die örtlichen Ermittlerinnen und Ermittler bestimmten Spuren nachgehen können.
Die Zuständigkeiten des BKA sind klar gesteckt, denn der polizeiliche Staatsschutz, schwere und organisierte Kriminalität, islamistisch motivierter Terrorismus/Extremismus oder auch Cybercrime sind Bereiche, die hinsichtlich der polizeilichen Arbeit dem BKA obliegen. Dennoch tritt die Behörde zugleich immer dann in Erscheinung, wenn Polizeibehörden und LKA aufgrund von fehlenden Ressourcen oder Kapazitäten Amtshilfe anfordern. So betrachteten wir während unseres Besuchs im Rahmen von zwei Case-Studies auch den „Eichenblatt-Mord“ in den Niederlanden im Jahr 1998, anhand diesem uns die Kriminalkommissarin thematisch durch die Arbeits- und Ermittlungsschritte führte.
Gleichermaßen sprachen wir über die Formen der internationalen Zusammenarbeit. Entgegen der üblichen Darstellungen in Kriminalfilmen lernten wir, dass INTERPOL keine extra operierende Einheit bei internationalen Verbrechen, sondern in der Realität ein Verein darstellt, dessen Mitgliedschaft den Zugang zu gemeinsamen Informations- und Kommunikationssystemen zwischen derzeitig 196 Mitgliedsstaaten ermöglicht. Der BKA-Standort Wiesbaden stellt im Rahmen der INTERPOL-Mitgliedschaft zugleich das Nationale Zentralbüro für die Bundesrepublik Deutschland dar. Einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des BKA sind des Weiteren für einige Jahre als Verbindungsbeamtinnen und Verbindungsbeamte in nationalen polizeilichen Sicherheitsbehörden im Ausland, darunter auch beim FBI, oder auch in deutschen Botschaften tätig.
Im Anschluss an den thematischen Input leitete die Kriminalkommissarin zu den Karrierechancen beim BKA über und rundete damit unsere exklusiven Einblicke ab, für die wir uns herzlich bedanken! Daran schließend ließen wir als Fachgruppe den Nachmittag in gemütlicher Runde in einem Restaurant in Wiesbaden gemeinsam ausklingen.