BSH goes Joint Cooperation

Was bedeutet zivil-militärische Zusammenarbeit in der Praxis? Wie arbeiten Nationen in diesem Bereich zusammen und wie funktioniert eigentlich ein CIMIC-Command? Auf all diese Fragen und vieles mehr bekamen die vier Teilnehmenden bei der NATO-weit größten Übung "Joint Cooperation" eine Antwort.

Die Teilnehmenden im Gespräch mit Oberst Timm.

Der Platz der Nationen in Nienburg.

Das CIMIC-Command in Nienburg (Weser).

Zur JOCO 2019 reisten Soldatinnen und Soldaten aus über 20 Nationen an.

Eines der Highlights: Das Mediatraining.

Zum nunmehr neunten Mal fand vom 28.10 bis 08.11.2019 die multinationale Übung Joint Cooperation am Multinational CIMIC Command in Nienburg statt. Rund 500 Soldatinnen und Soldaten aus 24 Nationen Europas und Nordamerikas kamen in die Clausewitz-Kaserne, um innerhalb der Übung ihre „CIMIC“-Fähigkeiten zu trainieren. Als CIMIC (Civil Military Cooperation) wird der Teil einer militärischen Operation bezeichnet, der die Belange der Zivilbevölkerung in die militärische Arbeit einbezieht und zum Erfolg dieser beiträgt. Die Soldatinnen und Soldaten werden u.a. in Nienburg in speziell dafür vorgesehenen Seminaren für diese Arbeit ausgebildet. Während Joint Cooperation trainierten die multinationalen Militärs  ihre Fähigkeiten in dem fiktiven Staat „Framland“. Im Fokus stand dabei das Aufbauen und Erhalten der Resilienz gem. Art. 3 NATO-Vertrag gegenüber den feindlichen „Torike“.       


Neben den aktiven Teilnehmenden, die innerhalb der Übung in verschiedenen Einheiten eingeteilt waren, gab es sog. Observer, die selbst nicht teilnahmen, sondern das Geschehen von außen beobachteten. In diesem Jahr hatte der BSH das große Glück, gleich vier Teilnehmende zu Joint Cooperation, der größten NATO-Übung in diesem Bereich, zu entsenden.
Die Aufgaben der Observer variierten jeden Tag, dies machte die Erfahrung besonders abwechslungsreich. Unterstützt wurden sie vor Ort von Oberstleutnant Wilhelm und Stabshauptmann Pap, die besonderen Wert darauf legten, den Teilnehmenden einen bestmöglichen und ausführlichen Einblick in die Übung zu geben. Die vier Studierenden hatten so z.B. die Möglichkeit, mit vielen erfahrenen CIMICern zu sprechen, wobei besonders die Offenheit bei Themen wie Auslandseinsätzen und das gegenseitige Interesse der Gesprächsteilnehmenden herausstach. Innerhalb der Übung besuchten die Studierenden dann die unterschiedlichen Teileinheiten, um die Struktur eines CIMIC Commands zu durchdringen. Zudem war es ihnen gestattet an den Briefings der führenden Ebene teilzunehmen. Dies ermöglichte ihnen alle Seiten der Übung zu betrachten und spannende Hintergrundinformationen zu erhalten.    


Als besondere Erfahrung sind neben Gesprächen mit den multinationalen Soldatinnen und Soldaten, auch das „Rausfahren“ zu nennen. So konnten die Studierenden in kleinen Teams die Teilnehmenden der Übung bei Außeneinsätzen begleiten und sich von Nahem anschauen, wie eine Kontaktaufnahme zwischen Militär und Zivilbevölkerung bzw. staatlichen Institutionen in einem Einsatz konkret aussieht. Diese CIMIC-Erfahrung schaffte ein umfassenderes Verständnis für die Arbeit der Soldatinnen und Soldaten im Ausland. Es kann durchaus als größter Erkenntnisgewinn auf Seiten der Teilnehmenden gesehen werden. Der Blick hinter die Kulissen dieser einmaligen Übung innerhalb der NATO sowie die Gespräche mit den CIMICern vor Ort zeichneten ein gutes Bild zur Frage, was CIMIC eigentlich ist. Zivil-Militärische Zusammenarbeit, das war allen Beteiligten nach sehr kurzer Zeit klar, ist viel mehr, als die Hilfeleistung bei Überschwemmungen. Die Aufgabe der CIMICer ist unerlässlich für das Gelingen einer militärischen Operation. Sie stellen das Bindeglied zwischen Militär und Zivilisten dar und haben damit eine besondere Rolle innerhalb der Einsätze. Verdeutlicht wird dies durch die Aussage Oberst Timms, Kommandeur CIMIC Command Nienburg: „Bei einem Stabilisierungseinsatz ist der zivile Teil 80% des Erfolges“. Hierbei müssen sich die CIMICer dem Balanceakt, zwischen dem, was ihnen das Mandat erlaubt und dem, was die Zivilbevölkerung benötigt bzw. wünscht.  


Es war dem BSH in diesem wie in den vergangenen Jahren eine große Ehre, Teilnehmende nach Nienburg schicken zu dürfen. Die Erfahrung ist für alle Beteiligten einmalig und bringt ihnen das Militär sowie die Zusammenarbeit mit diesem näher und schafft dabei gegenseitiges Vertrauen. Insgesamt ist zu betonen, dass die Zusammenarbeit zwischen Militär und Zivilisten, ob national oder international, hervorragend war. Es gab keinerlei Berührungsängste, sodass sich schnell sehr spannende Gespräche entwickelten und die Teilnehmenden die einmalige Chance hatten, mit vielen unterschiedlichen Militärs aus 24 Nationen zu sprechen. Für diesen Austausch und die Arbeit aller Beteiligten, die diese Übung und ihr Gelingen möglich machten, möchten wir uns herzlich bedanken.