Der Krieg in der Ukraine – Rückblick und Ausblick

Die Ukraine ist zur Zeit in aller Munde – umso erfreuter war die HSG Kiel, eine ukrainische Expertin für einen Vortrag über die dortige Situation gewinnen zu können. Olha Husieva vom ISPK an der Uni Kiel referierte am 17.11.2022 vor einer interessierten Zuhörerschaft über den bisherigen Verlauf des Krieges, ebenso wie über zukünftige Perspektiven.

Zunächst ordnete Frau Husieva das Geschehen in den weiteren politischen Kontext ein und wies darauf hin, dass der Kriegszustand mit vielen Toten bereits seit der russischen Intervention infolge der Euromaidan-Revolution 2014 andauere – und nicht erst mit der vollumfänglichen Invasion im Februar 2022 ausgebrochen sei. Anschließend führte sie die Zuhörerschaft durch die wichtigsten Etappen seit dem offiziellen Beginn der ‚militärischen Spezialoperation‘: Angefangen vom Kampf um Kyjiw und insbesondere das entscheidende Zurückschlagen russischer Luftlandetruppen beim Flughafen von Hostomel, über den Überraschungserfolg der Gegenoffensive Richtung Charkiw, bis zur Verdrängung der russischen Truppen aus weiten Teilen der Region Cherson.

 

Kenntnisreich wurde das Publikum dabei auch über die strategischen und taktischen Zusammenhänge informiert. Der Natur des Krieges entsprechend sei für seinen Verlauf neben dem ukrainischen Kampfwillen die westliche Unterstützung von entscheidender Bedeutung. Konkret vor allem aber auch der kreative Umgang mit den verfügbaren Waffensystemen: Ukrainische ‚Start-Up‘-Innovationen in der Feuerleitung der Artillerie (‚GIS Arta‘) und der Einsatz von Drohnen; der von Improvisationsvermögen zeugende Pragmatismus wie der Einsatz eigentlich noch unfertiger ‚Neptun‘-Antischiffsraketen bei der Versenkung des Lenkwaffenkreuzers ‚Moskva‘; auf der anderen Seite aber auch auch die Implikationen mehr oder weniger unverhohlener Drohungen einer nuklearen Eskalation durch Russland.   

 

Auch mit Blick auf die zukünftige Entwicklung kommt nach Einschätzung von Frau Husieva der Verfügbarkeit bestimmter Waffen eine zentrale Rolle zu. Da kurzfristig kein Frieden zu erwarten sei, hänge mehr denn je vom langfristigen westlichen Willen an, die Ukraine auch mit modernen Waffen konsistent zu unterstützen. In Anbetracht der gewaltigen Frontlänge und der Geländebeschaffenheit und damit verbundener logistischer Herausforderung seien dabei neben Instrumenten zur Luftraumkontrolle insbesondere gepanzerte Fahrzeuge – auch Kampfpanzer – von entscheidender Bedeutung.

 

Im Anschluss nahm sich Frau Husieva noch einmal Zeit für die zahlreichen Fragen aus dem Publikum und rundete so einen äußerst informativen Abend zu einem umso schwerwiegenderen Thema ab, wofür die Hochschulgruppe Kiel herzlich dankt!