Online-Seminar: Charakteristika und Herausforderungen bewaffneter Konflikte südlich der Sahara

Neben zahlreichen friedlichen Entwicklungen finden sich südlich der Sahara auch unterschiedliche Ausprägungen bewaffneter Konflikte, wie beispielsweise die Bürgerkriege in Mali, Nigeria und Südsudan. Gemeinsam mit Dr. Christian von Soest, Leiter des Forschungsschwerpunkts Frieden und Sicherheit am German Institute for Global and Area Studies (GIGA), diskutierten wir am 28.07.2020 Veränderungen bewaffneter Konflikte und Sicherheitsrisiken auf dem afrikanischen Kontinent südlich der Sahara sowie deren Ursachen.

Bewaffnete Konflikte sind zumeist auf ein komplexes Netz wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und politischer Faktoren zurückzuführen, weshalb Prozesse und Herausforderungen regional sehr unterschiedlich zu charakterisieren sind. Nichtsdestotrotz kann seit 1990 eine Abnahme bewaffneter Konflikte in deren Anzahl und Intensität, gemessen nach Todesfällen, festgestellt werden. Gewaltkonflikte, welche vor allem dezentral und internationalisiert seien, seien dabei insbesondere von neuen Gewaltformen geprägt oder es handle sich um wieder aufflammende Konflikte und damit eine Zunahme sogenannter „Konfliktfallen“.

 

Als Hauptursachen nannte von Soest unter anderem ein Wirtschaftswachstum bei hoher Ungleichheit, Stabilitätsrisiken durch demokratische Rückschläge (z.B. Manipulationen der Amtszeit des Präsidenten) sowie schwache Regierungsführung (z.B. Klientelismus, Korruption und diskriminierende Politik). Dabei habe es seit dem Ende des Kalten Kriegs eine substantielle Änderung von Herrschaft im subsaharischen Afrika gegeben, sodass repressive Diktaturen vermehrt von Mehrparteienregimen oder milderen Formen des Autoritarismus abgelöst wurden. Als weitere Ursache wurde das starke Bevölkerungswachstum bei knappen Ressourcen und fehlender Infrastruktur angesprochen. Insbesondere die landwirtschaftliche Nutzung, welche häufig ethnisch konnotiert sei und systematisch Bevölkerungsgruppen marginalisiere, werde durch den Klimawandel zusätzlich belastet.

 

Während finanzielle Mittel insbesondere in das Konfliktmanagement flößen, könnten nationale und internationale Akteure Sicherheitsrisiken vor allem durch Prävention und Wiederaufbau begegnen. Notwendig sei hierfür eine klare Aufgabenteilung, sowie eine stärkere Integration von Sicherheit und Entwicklung. Als Erfolgsfaktoren betonte von Soest in diesem Zusammenhang insbesondere das Adressieren „neuer“ Sicherheitsbedrohungen durch einen umfassenden Ansatz, welcher eine langfristige Perspektive einnehmen und den Aufbau staatlicher Strukturen unterstützen solle. Entscheidend sei diesbezüglich nicht nur das Engagement internationaler Akteure, sondern insbesondere der politische Wille nationaler Akteure und regionaler Organisationen.