Frieden für Kolpoto

Vom 01. bis 13.09.2013 konnte erneut eine Delegation des Bundesverbandes Sicherheitspolitik an Hochschulen (BSH) am zweiwöchigen Lehrgangsmodul „United Nations Mission HQ“ an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg teilnehmen und dabei interessante Einblicke in den Planungsprozess von „Peacekeeping Missions“ der Vereinten Nationen erhalten.

Die Delegation des BSH beim Lehrgangsmodul "UN Mission HQ" an der Führungsakademie der Bundeswehr.

Kolpoto, ein Land an der Westküste des achten Kontinents, ist in den letzten Jahrzehnten durch politische Fehlentscheidungen, wirtschaftlichen Niedergang und Bürgerkrieg immer mehr destabilisiert worden. Nach vielen Jahren haben die Konfliktparteien - die Regierung von Kolpoto und die Kolpoto Liberation Movement (KLM) – einen Friedensvertrag ausgehandelt um den Bürgerkrieg zu beenden. Die Vereinten Nationen planen, eine Friedensmission in Kolpoto durchzuführen.

 

Noch nie von Kolpoto gehört? Kein Wunder, denn der Kolpoto-Konflikt ist auch nur ein frei erfundenes Szenario, das den Rahmen für das zweiwöchige Lehrgangsmodul „UN Mission HQ“ an der Führungsakademie der Bundeswehr bietet. Das Modul ist Bestandteil des zweijährigen nationalen General- und Admiralstabsdienstlehrgangs (LGAN), in dem ca. 80 Stabsoffiziere aller Teilstreitkräfte der Bundeswehr auf Verwendungen in höheren Stäben vorbereitet werden sollen. 

In dem Modul „UN Mission HQ“ werden die Lehrgangsteilnehmer speziell mit der Arbeit im Hauptquartier einer „Blauhelm-Mission“ vertraut gemacht, die sich in einigen Punkten deutlich vom Dienst in NATO-Stäben unterscheidet. Wesentliches Merkmal jeder „Peacekeeping Mission“ der Vereinten Nationen ist der integrierte Ansatz (integratetd approach), der sämtliche zivile und militärische Komponenten der Mission unter einem Dach vereint und sie mit entsprechenden Ressorts auch im Missions-Hauptquartier abbildet. Aus diesem Grund wird das Lehrgangsmodul nicht nur von Offizieren der Bundeswehr, sondern auch von Angehörigen zahlreicher ziviler Organisationen besucht, wie z.B. Polizei, THW und Entwicklungshilfeorganisationen. Auch der BSH hatte erneut die Möglichkeit, fünf Studierende an dem Lehrgang teilnehmen zu lassen.

 

In der ersten Lehrgangswoche standen vormittags theoretische Unterrichte auf dem Programm, in denen die Teilnehmer interessante Einzelheiten über das Zustandekommen und die Planung von „Peacekeeping Missions“ erfuhren.  Nachmittags konnten die Teilnehmer dann je nach persönlichem Interesse in Kleingruppen verschiedene Seminare besuchen, in denen einzelne Themen wie Entwicklungshilfe, Konfliktforschung oder Völkerstrafrecht vertieft behandelt wurden.

 

In der zweiten Woche wurde es dann ernst: Die Lehrgangsteilnehmer wurden auf insgesamt drei verschiedene UN-Missionshauptquartiere (Mission HQ´s) aufgeteilt und schlüpften in die Rollen des dort eingesetzten Personals. Während die militärischen Lehrgangsteilnehmer überwiegend Posten im militärischen Stab der Mission einnahmen, erhielten die zivilen Akteure entsprechend ihren Qualifikationen im „echten“ Leben Rollen als Entwicklungshelfer, politische Berater oder Polizeibeamte. Der Auftrag des HQ´s bestand darin, ein Konzept für eine Peacekeeping Mission in Kolpoto zu erarbeiten. Dabei wurde schnell deutlich, wie wichtig die Zusammenarbeit und Vernetzung der einzelnen militärischen und zivilen Komponenten innerhalb des HQ´s für ein Gelingen des gemeinsamen Auftrages ist. Eine neue Erfahrung bestand für alle militärischen Lehrgangsteilnehmer darin, erstmals unter dem Kommando eines Zivilisten zu stehen und bei sämtlichen militärischen Aktionen auch die Bedürfnisse der zivilen Akteure berücksichtigen zu müssen. Umgekehrt bekamen auch die nichtmilitärischen Teilnehmer eine Vorstellung davon, wie wichtig die Schaffung eines sicheren Umfeldes für alle zivilen Maßnahmen ist, wie beispielsweise humanitäre Hilfsaktionen, Entwicklungsprojekte oder die Durchführung von Wahlen.

 

Mit vielen neuen Eindrücken, reich an Erfahrung und mit der Gewissheit, die ersten Schritte für eine friedliche Zukunft Kolpotos getan zu haben, konnten die Lehrgangsteilnehmer des BSH nach zwei Wochen die Heimreise antreten.