Zu Beginn seines Impulsvortrages ging Dr. Reisner auf die Entstehungsgeschichte der Drohnentechnologie ein. Dabei zeigte sich deutlich, dass vor allem die Auswirkungen des Anschlags vom 11. September auf die USA einen Katalysator für die Entwicklung der Drohnen darstellten. Ab diesem Zeitpunkt investierten die USA massiv in die neue Technologie, die schnell erste Erfolge in den amerikanischen Kriegen in Afghanistan und im Irak erzielte. Mit Drohnen sind allerdings nicht nur fliegende Systeme gemeint sondern genauso „unmanned ground & maritime systems“, also landbasierte sowie maritime Systeme. Der erfolgreiche Einsatz der Drohnen führten dazu das sich weitere staatliche Akteure für diese neue Technologie interessierten und begannen eigene Modelle zu entwickeln. Dabei standen, neben den westlichen Nationen, vor allem die Türkei, Russland, China und der Iran im Vordergrund.
Anschaulich erläuterte Dr. Reisner, wie der Iran „reverse engineering“ (Rekonstruktion) betrieb um eine gekaperte amerikanische Drohne nachzubauen und in die eigene Drohnenflotte zu integrieren aber auch wie der Iran vermeintlich seine „Proxies“ in der Region mit Drohnen unterstützt umso den regionalen Konflikt mit dem iranischen Erzfeind Saudi-Arabien zu seinen Gunsten zu beeinflussen.
In Bezug auf Russland wurde anhand der Beispiele der russischen Aktivitäten in den Konflikten in der Ukraine und vor allem in Libyen dargelegt wie sich die russischen Drohnenkapazitäten in den letzten Jahren entwickelt haben. In diesem Kontext wurden auch die Fähigkeiten die zur Abwehr von Drohnen benötigt werden thematisiert.
Anschließend ging es um die ersten „Drohnenkriege“ wobei wir zuerst auf Libyen zu sprechen kamen. Nach einer kurzen Einführung in die politische Hintergründe, führte Dr. Reisner aus das auf beiden Seiten der Konfliktparteien Drohnen türkischer und chinesischer Bauart eingesetzt werden, die den Verlauf der Konflikthandlungen entscheidend beeinflussten. Anschließend sprachen wir auch über den Drohnenkrieg im Berg-Karabach Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan, bei dem der Einsatz von Drohnen eine maßgebliche Rolle spielte.
Im zweiten Teil seines Vortrages lag der Fokus auf den Nutzungsmöglichkeiten von Drohnen durch nicht-staatliche Akteure. So zeigte sich das Kleinstdrohnen mittlerweile in allen Konfliktregionen von nicht-staatlichen Gruppierungen eingesetzt werden. Zumeist liegt der Fokus auf Aufklärung des Gefechtsfeldes. Allerdings nimmt die Zahl von Attacken mit bewaffneten Drohnen stetig. Diese Entwicklungen sind unter anderem massiv in Syrien zu beobachten, wo die Nutzung von Drohnen zum Standardrepertoire des Islamischen Staates oder der iranischen Al-Quds Brigaden gehört.
Im letzten Teil seines Vortrages blickte Dr. Reisner gemeinsam mit den Teilnehmern und Teilnehmerinnen ein wenig in die „Glaskugel“ was die Zukunft der modernen Kriegsführung angeht. So argumentierte er, dass es darauf ankommen wird, die Zeit der Entscheidungsfindung in Gefechten zu verringern. Dabei werden die großen Trends unserer Zeit wie etwa Big Data oder AI eine entscheidende Rolle spielen. Dabei verdeutlichte Dr. Reisner aber auch die Risiken die es mit sich bringt, Maschinen mehr Entscheidungsbefugnis zu übertragen und plädierte dafür in letzter Konsequenz die Entscheidung über Leben und Tod immer einem Menschen zu überlassen.
In der nachfolgenden Diskussion wurden vor allem Fragen zur völkerrechtlichen Perspektive, den benötigen Drohnenabwehrfähigkeiten und der Rolle Deutschlands bzw. der und der NATO mit allen Teilnehmern und Teilnehmerinnen noch einmal vertieft.
Wir bedanken uns hiermit nochmal recht herzlich bei unserem Referenten Dr. Reisner für sein Engagement und seine Zeit, sowie bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für die Aufmerksamkeit und die rege Diskussion.