Sicherheitspolitik – verstehen und diskutieren – jenseits der Stammtischparolen

Bei der XXXI. Sicherheitspolitischen Grundakademie des Bundesverbandes Sicherheitspolitik an Hochschulen kamen knapp 20 Studierende in Berlin zusammen, um genau das zu tun. Dabei bekamen sie Einblicke in vielschichtige Themen und konnten hinter die Kulissen unterschiedlicher Institutionen blicken.

Die Teilnehmenden der 31. Grundakademie diskutieren mit dem Konsul der Republik Polen die aktuelle politische Lage.

Dr. Ekkehard Griep (DGVN) vermittelt den Studierenden einen Blick hinter die Kulissen der Vereinten Nationen.

Vortrag und Diskussion in der kanadischen Botschaft.

Einen Diskurs beizubehalten, da waren sich die vielen Referenten einig, das würde schon viel dazu beitragen, die Welt ein Stückchen besser zu machen. Dabei gehe es vor allem darum ein Bewusstsein und ein Verständnis für Gemeinsamkeiten, Unterschiede, Prozesse und Strukturen zu entwickeln. Besonders betonte dies Dr. Nadja Douglas vom Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien, die einen Vortrag zu Brennpunkten an Europas Grenzen und im Speziellen über den Transnistrien-Konflikt hielt. Konflikte wie in Transnistrien stehen nur selten auf der internationalen Agenda, darum betonte sie: „Es ist so wichtig über diese Konflikte zu sprechen, da die Lage nach wie vor extrem prekär ist. Außerdem befinden sich die Konflikte in unserer unmittelbaren Nachbarschaft. Das Entscheidende ist: Solch geopolitisch aufgeladene Konflikte bleiben ein Schlüssel für unsere aktuellen sicherheitspolitischen Herausforderungen. Es wird keine Fortschritte im Bereich der konventionellen Streitkräftebegrenzung in Europa geben solange diese Konflikte schwelen. Sie sind ein Mittel der Blockade. Die Territorialkonflikte sind einer der Schlüssel für Abrüstung und Demilitarisierung in Europa.“  Den Teilnehmern wurde schnell deutlich wie verzwickt diese Sache mit den internationalen Beziehungen und den sicherheitspolitischen Herausforderungen der 21. Jahrhunderts ist.

 

Auf die Basis kommt es an

Doch was bringen solche starken Aussagen, wenn die Möglichkeit der Einordnung fehlt? Nicht viel. Aus diesem Grund verbrachten die Teilnehmenden den Morgen zuvor mit dem ehemaligen Bundesvorsitzenden Jan Fuhrmann und erarbeiteten sich ein tieferes Verständnis über die Konzepte und Theorien der Internationalen Beziehungen. Was ist eigentlich Sicherheit? Wo endet Krieg und wann beginnt Frieden? Wie legitimiert sich Verteidigung? Schnell wurde klar, dass diese vermeintlich einfachen Konzepte viel Diskussionsstoff bieten – zunächst in Arbeitsgruppen, dann im Plenum.

 

In großen Strukturen denken

Mit diesem Handwerkszeug gewappnet konnten die Studierenden die vielen Eindrücke des Seminars auf sich wirken lassen und den Sprung vom sehr konkreten Fallbeispiel Transnistrien wieder auf das große Bild wagen: Die Vereinten Nationen (VN). Um dieses Bild zu schärfen, gewährte Dr. Ekkehard Griep von der Deutschen Gesellschaft für Vereinte Nationen e.V. einen Blick hinter die Kulissen der Organisation. Er betonte die Verantwortung Deutschlands in den VN und diskutierte über den Willensbildungsprozess bei VN-Missionen.

Im Bundesministerium der Verteidigung bekam die abstrakte Idee einer solchen „Mission“ schließlich ein sehr deutliches Gesicht. Es ging um die Umsetzung und die Relevanz der EU- und VN-Missionen in Mali. Den Teilnehmenden wurde schließlich bewusst, was die Beteiligung an einem internationalen Einsatz in der Endkonsequenz für Politik, Bürokratie und die eingesetzten Soldaten Vorort bedeutet. Von der Einsatzplanung bis hin zu Logistik des benötigten Materials, es müsse einiges berücksichtigt werden.

Gerade in solchen Fällen würde Kooperation und Kommunikation großgeschrieben, das betonte der Leiter der politischen Abteilung der Botschaft Kanadas. Das Land setze in seiner Außenpolitik auf Soft Power-Ansätze und multilaterales Engagement. Hier würden große Ähnlichkeiten zwischen Kanada und Deutschland liegen. 

 

Die Praxis nicht aus den Augen verlieren

Dennoch wächst das Engagement Deutschlands in internationalen Einsätzen – und dementsprechend möchte man angemessen vorbereitet sein. In der Bundesakademie für Sicherheitspolitik lernten die NachwuchswissenschaftlerInnen was das genau bedeutet. Dr. Jan Grebe erklärte zunächst die Basics der deutschen Rüstungsexporte. Schnell war klar, dass Sicherheit auch eine wirtschaftliche Dimension besitzt.

 

Und auch nicht den Blick über den Tellerrand

Abgerundet wurde die viertägige Akademie mit einem Besuch in der polnischen Botschaft in der die Studierenden vom polnischen Konsul empfangen wurden. Aktuelle Entwicklungen in Polen baten bereits vorab viel Material für Diskussionen, doch die Schilderungen des Konsuls brachten auch überraschende Themen auf den Tisch. So betonte er die große Herausforderung der Obdachlosigkeit polnischer Staatbürger in Deutschland und stellte die Geschehnisse und seine Aufgaben während der Ereignisse vom Breitscheid-Platz im Dezember 2016 dar.

 

Hintergrund

Die Sicherheitspolitische Grundakademie ist das viertägige Einführungsseminar des BSH in das Themengebiet Sicherheitspolitik. Sie findet dreimal jährlich in Berlin statt. Die nächsten Termine sind vom 09. bis 12. Juni sowie vom 15. bis 18. September.