Seit 1994 wird Südafrika vom African National Congress (ANC) regiert. Bei den diesjährigen Parlamentswahlen verlor der ANC erstmals seine absolute Mehrheit und ist nun auf Koalitionspartner angewiesen. Über die Folgen dieses Ergebnisses hat die Hochschulgruppe für Außen- und Sicherheitspolitik Regensburg am Mittwochvormittag mit Prof. Dr. Stephan Bierling (Inhaber der Professur für Internationale Politik und Transatlantische Beziehungen) und Luca Klein (Projektgruppe Subsahara Afrika) diskutiert. Prof. Bierling war 1998 Gastprofessor an der University of Fort Hare und hat zwei Biografien über Nelson Mandela geschrieben.
Teils aus fehlendem politischem Willen teils gezielt bekam der ANC seit dem Ende der Apartheit viele Probleme im Land nicht in den Griff: Das Versprechen einer „Rainbow Nation“ konnte der ANC nur teilweise einlösen, denn weiterhin herrscht große Ungleichheit in Bereichen wie Bildung, Einkommen und Infrastruktur. Hinzu kommen flächendeckende Stromausfälle, eine hohe Kriminalitätsrate, Korruption und Arbeitslosigkeit. Allein durch die Kriminalität im Land entgehen Südafrika jedes Jahr zehn Prozent seiner potenziellen Wirtschaftsleistung.
Die Dichotomie „Schwarz“ – „Weiß“, die mit der Apartheid verbunden wird, ist in der Realität viel differenzierter. Diskriminierung findet nicht nur entlang der Schwarz-Weiß-Linie statt, sondern betrifft auch die indigene Bevölkerung, die durch die niederländische und britische Kolonialherrschaft beinahe ausgelöscht wurde. Dennoch wurden im vergangenen Wahlkampf genau diese Vereinfachungen wieder genutzt, um politisch Stimmung zu machen. Gleiches gilt für Südafrikas Israel-Kritik und seine Unterstützung für die Palästinenser.