Veranstaltungsbericht: 40. Sicherheitspolitische Grundakademie

Bekanntlich soll man Feste ja feiern, wie sie kommen – in diesem Fall feierten wir unsere 40. Sicherheitspolitische Grundakademie (SGA) und damit ein Jubiläum! Vom 06. bis 09. Juni 2021 fand in unserer Wahlheimat Zoom die Jubiläumsakademie mit 24 Teilnehmenden aus ganz Deutschland statt.

Gemeinsam lauschten wir den Vorträgen der ReferentInnen und diskutierten angeregt zu einer Vielfalt an sicherheitspolitischen Themen. Das abwechslungsreiche Programm, zu dem VertreterInnen von Think Tanks, Botschaften und Institutionen eingeladen waren, ermöglichte den engagierten Studierenden mit zahlreichen Akteuren der Sicherheitspolitik in Kontakt zu kommen. Dabei waren keine Themen und Fragen „off-limit“, und die RednerInnen stellten sich offen den teils kritischen Fragen der Teilnehmenden.

 

Eines der Highlights der 40. SGA bot der Vortrag von Dr. Eva Högl, der Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages, die unter dem Thema der Deutsche Bundestag und die Bundeswehr die Bereiche ihrer Arbeit sowie die Herausforderungen der Bundeswehr für uns erläuterte. Gemeinsam sprachen wir über die Rolle von Frauen in der Bundeswehr, ihre Wahrnehmung in der Gesellschaft und auch das Thema Rechtsextremismus. In der darauffolgenden Diskussion nahmen die TeilnehmerInnen bereits genannte Themen sowie weitere Aspekte wie die Auslandseinsätze der deutschen SoldatInnen und die Möglichkeit einer europäischen Armee in ihre Fragen mit auf.
 

Einen weiteren Höhepunkt stellte das Gespräch mit Maksym Yemelianov von der ukrainischen Botschaft in Berlin dar. Der Botschaftsrat gab uns in seinem Vortrag mit dem Titel Zwischen den Fronten: Die Ukraine zwischen Ost und West einen spannenden Einblick in die Historie und gegenwärtige Situation seines Staates. Hierbei wurden das sicherheitspolitische Umfeld und die Beziehungen zu Russland und „dem Westen“ primär der Europäischen Union näher beleuchtet. Herr Yemelianov beantwortete zahlreiche Fragen zu den Krisengebieten, der Stimmung in der Bevölkerung und den Zukunftshoffnungen für die Ukraine. Hierbei kam auch die Frage auf, welche Anforderungen an die EU und NATO gestellt werden und welche Perspektiven es für die deutsch-ukrainischen Beziehungen gibt. Mit diesen und vielen weiteren Fragen löcherten die 24 Teilnehmenden den Vertreter der Botschaft. Herr Yemelianov schilderte seinen persönlichen Eindruck vom Geschehen und ließ jeder Frage eine ehrliche, ausführliche Antwort zukommen.
 

Während der viertägigen Akademie wurden zwei Staaten etwas näher betrachtet. Den Auftakt machte Dr. Muriel Asseburg von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) mit ihrem Vortrag Israels Rolle im Nahen Osten – umgeben von Gegnern!?. Den Ereignissen und daraus folgenden Eskalationen der letzten Wochen folgend, beschäftigten wir uns mit den Akteuren vor Ort, den kürzlich stattgefundenen Wahlen plus Regierungsbildung und der Perspektive für den kleinen Staat im Nahen Osten. Wie könnte eine friedliche Zukunft aussehen?
 

Diese Frage stellten wir uns erneut beim Thema Sicherheitspolitik im süd- und ostchinesischen Meer mit Helena Lagarda vom Mercator Institute for China Studies (MERICS). Die Senior Analystin ermöglichte uns mit ihrem Input einen Einblick in die Lage vor Ort und damit die umstrittenen Gebiete. Neben den Akteuren wie z. B. China, Vietnam, den Philippinen und Indonesien wurden auch die rechtlichen Grundlagen und Verträge zwischen Verbündeten betrachtet. Dadurch wurde deutlich, wie aufgeladen die Situation im weit entfernten Meer ist und welches Eskalationspotenzial besteht. Wie man richtig mit Eskalationen und Krisen umgeht, konnten unsere Teilnehmenden dann auch noch in der Praxis durch mit Crisis-Exploit erfahren. Passend zum Thema Süd- und ostchinesisches Meer war eine Krisenstabssimulation Teil unserer Jubiläumsakademie. In den Rollen von DiplomatInnen des Auswärtigen Amtes lernten unsere TeilnehmerInnen zügig Prioritäten zu setzen und wichtige Entscheidungen zu treffen, um die von einem Taifun betroffenen Zivilbevölkerung zu retten und die sicherheitspolitische Lage zu entspannen. Ebenso haben und werden andere (Natur-)Katastrophen im Bereich der Sicherheitspolitik immer wieder eine wichtige Rolle spielen. Aus diesem Grund widmeten wir uns mit Prof. Dr. Stefan Bayer und Simon Struck vom German Institute for Defence and Strategic Studies (GIDS) der strategischen Ausrichtung von Streitkräften im Klimawandel.
 

Gemeinsam mit Jan Fuhrmann, Foreign Policy Adviser aus dem Deutschen Bundestag, setzten wir die verschiedenen Theorie-Brillen auf und widmeten uns dem (Neo-)Realismus, Liberalismus und Konstruktivismus. Hier wurde die interdisziplinäre Stärke der Gruppe deutlich, als der China-USA Konflikt aus den diversen Theorien betrachtet, analysiert und präsentiert wurde. Den Einstieg in die deutsche Sicht machte für uns Dr. Philip Jan Schäfer vom Zentrum Informationsarbeit der Bundeswehr bereits zu Beginn der Akademie, als er uns in seinem Eröffnungsvortrag einen Einblick in die Herausforderungen und Perspektiven der deutschen Sicherheitspolitik gab. Ferner sprachen wir mit Prof. Dr. Sven Gareis vom NATO HQ über Partnerschaften und kooperative Sicherheit. Hierbei ging es über die deutsche Sicht hinaus, um einen Blick auf die Global-Player und die Rolle der NATO zu werfen. Zum Abschluss verband Sebastian Nieke von der Bundesakademie für Sicherheitspolitik (BAKS) mit seinem Vortrag über Sicherheitspolitische Kommunikation die vorherigen Themen und ermöglichte uns einen Einstieg in die Kommunikation von und mit der Bundeswehr, insbesondere in Auslandseinsätzen. Ein weiterer Fokus lag auf der Krisenkommunikation und die Teilnehmenden konnten ihr gelerntes Wissen auf diesem Gebiet gekonnt anwenden.

 

Ausgezeichnet hat sich die 40. Sicherheitspolitische Grundakademie sicherlich durch die sehr interdisziplinär aufgestellten Studierenden. Trotz langer und inhaltlich gehaltvoller Zoom-Sitzungen waren Begeisterung und Interesse an den sicherheitspolitischen Vorträgen und Diskussionen sowohl von den Teilnehmenden als auch den ReferentInnen durchgehend zu spüren. Gemeinsam lauschten und diskutierten wir das breite Themenspektrum und die zahlreichen interdisziplinären Meinungen und Ansätzen aller Beteiligten. Im Rahmen eines gemeinsamen Wrap-Up, in dem alles Gelernte zusammengefasst, in einen Kontext gebracht und reflektiert wurde, zeigte sich dieser Austausch sehr deutlich. Wir freuen uns bereits auf die kommende 41. Grundakademie Anfang September. Gemeinsam mit altbekannten und neuen RednerInnen freuen wir uns schon jetzt, den Interessierten wieder einen Einblick in den sicherheitspolitischen Komplex bieten zu können.