Veranstaltungsbericht: 45. Sicherheitspolitische Grundakademie

Berlin was calling – vom 2. bis 5. April fand die 45. sicherheitspolitische Grundakademie statt, die erste des Jahres 2023. Das diesjährige Themenspektrum umfasste mitunter die Schwerpunkte Nahost, Klimakrise und Diversität. Vier Tage lang hat Berlin uns beheimatet, 24 Studierende hat das Akademien Ressort dynamisch durch diverse sicherheitspolitische Stationen geführt

Die Grundakademie des BSH hat zum Ziel Studierenden einen soliden und umfassenden Überblick über aktuelle sicherheitspolitische Themen, Perspektiven und Probleme zu verschaffen. Anliegen der Politik, Forschung, Beratung und Bundesverteidigung kommen hier zur Sprache. Das letzte Jahr war voller Umbrüche und Wandlungen, mit Kritik und Solidarität. Die geopolitischen und militärischen Ereignisse von 2022 wirken nach, natürlich und besonders auch am Jahresanfang 2023.

Viele Momente des vergangenen Jahres waren Gegenstand und Reflexionsgrundlage bei der diesjährigen SGA. Nicht nur Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine sondern auch die komplexe Lage im Mittleren und Nahen Osten mitsamt Deutschlands Reaktion darauf und die globale Bedeutung dessen. Ein Umdenken und der Wunsch nach kulturellem Austausch der mit Verantwortung einhergeht, untermalen den Diskurs.

 

Am Anfang jeder sicherheitspolitischen Grundakademie stehen die Grundlagen, die Basis für eine vertiefende Wissensaneignung ist die Theorie. Hier hatte wir die Freude von zwei bewährten Referenten und Ex-BSHlern Besuch zu bekommen, Jan Fuhrmann und Dr. Phillip Schäfer.

Den Einstieg machte Dr. Phillip Jan Schäfer mit einer Erklärung und seiner Analyse des Sicherheitsbegriffs. Anknüpfend daran beschrieb er ausführlich den Ist-Zustand der deutschen Sicherheitspolitik. Welche Grundlagen, Strategien und Komplikationen aktuell zu verzeichnen sind, fasste er kundig zusammen. Mit dieser Basis wurde allen Teilnehmenden ein gemeinsames Theorieverständnis ermöglicht. Anlehnend daran referierte Jan Fuhrmann von secori advisors, zu Theorien Internationaler Beziehungen. Beides spannende Vorträge, die von regen Diskussionen und belebten Gruppenarbeit begleitet wurden. Den Teilnehmenden spielte die Teamarbeit rege Beteiligungsinitiative zurück und diente als Icebreaker zum Kennenlernen.

 

Am zweiten Tag informierte zum Thema Golfstaaten Dr. Sebastian Sons vom Center for Applied Research in Partnership with the Orient. Dr. Sons führte die Teilnehmer:innen in die Details der Golfstaaten Monarchien ein und verdeutlichte deren Rolle im sicherheitspolitischen Gefüge des Nahen und Mittleren Ostens. Ein hochspannender Bereich, der mit Erfahrungsberichten von Dr. Sons den Teilnehmenden noch mehr Realitätsbezug bot. Die Rolle Saudi Arabiens und die Rivalität Irans, hatten hier besonderen Fokus.

Weiter zählten zum Programm: Besuch des Wirtschaftsministeriums und ein Input zur sicherheitspolitischen Relevanz der Klimakrise. Der Vortrag und die Vorstellung des Wirtschaftsministeriums hatten einen einführenden Charakter, in einer anschließenden Fragerunde konnte der Referent auf spezifischere Fragen der Teilnehmenden eingehen.

Zum Problem Klima und Sicherheit im 21. Jahrhundert, referierte Stefan Lukas von der Universität Potsdam. Ein bewanderter und multiperspektivischer Vortrag zu der aktuellen Problemlage der Klimakrise. Herr Lukas ging besonders auf neue, nachhaltige und notwendige Energieträger ein sowie auf die zukünftige Wasserknappheit Deutschlands und der MENA Länder. Schon jetzt merken besonders die Staaten des Mittleren und Nahen Ostens die Folgen der klimatischen Veränderungen, welche für sie mit steigender und extremer Hitze einhergehen.

 

Am dritten Tag folgte das obligatorische Bundesministerium für Verteidigung, der Besuch der litauischen Botschaft und des Bundestages. Gesprächsmaterie von Militärstrategie Russlands bis zur sicherheitspolitischen Herausforderung Litauens.

Der erste und ersehnte Besuch des Tages lag beim BMVg. Beginnend mit einer Führung zum Ehrenmal der Bundeswehr wurden die Teilnehmer:innen mit dem Ministerium vertraut gemacht. Die Symbolik des Ehrenmals trägt eine besondere Sensibilität und wurde entsprechend vom Team und Teilnehmenden gewürdigt. Weiter berichtete Oberst i.G. Ralf Mayer zur Lage in der Ukraine. Besonders die Unterstützung Deutschlands und der Kriegsverlauf interessierten die Teilnehmenden. Als ehemaliger Militärattaché in Chernihiv (Ukraine), bot das Gespräch mit Oberst i. G. Mayer Einblicke in die ukrainische Realität des 24. Februars 2022.

In der litauischen Botschaft begrüßte uns Saulius Gasiunas, Gesandter-Botschaftsrat für Angelegenheiten der Sicherheitspolitik. Herr Gasiunas ging detailliert auf die russische Aggression und das Phänomän der threat perception ein. Nach Gasiunas, fehle es der Bevölkerung westeuropäischer Länder an Gefahrenwahrnehmung gegenüber Russland. Ein Problem welches kompetente Politiker:innen mit ihrer Weitsicht aufheben. Laut Gasiunas sollten politische Entscheidungen, wie Waffenlieferungen stets auf der Einschätzung und Expertise kompetenter Sicherheitspolitiker:innen basieren.

Im Bundestag empfing die Teilnehmenden Alexander Badenheim, wissenschaftlicher Mitarbeiter von Stefan Rouenhoff MdB, wie auch ehemaliger Programmmanager im Pekinger Büro der Konrad Adenauer Stiftung. Hier hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit in einem Dialog mit Herrn Badenheim relevanten und spannenden Aspekten der Deutsch-Chinesischen Beziehungen sowie der Chinesischen Innenpolitik zu folgen, die mit persönlichen Erfahrungen in der Stiftungsarbeit gespickt waren.

Abrundung des dritten Tages war das Kamingespräch mit Oberstleutnant i.G. Anastasia Biefang. Wir fanden uns gemütlich in einem Lokal wieder und konnten leger Wissen aufnehmen und mit Anastasia ins Gespräch treten. Thema des Vortrags war Diversität in der Bundeswehr, Anastasia führte ihren Werdegang aus und schnitt Probleme und Perspektiven der Bundeswehr an, historische wie aktuelle. In einer anschließenden Fragerunde konnten die Teilnehmenden Anastasia vortragsbezogene aber auch private Fragen stellen. Besprochen wurden ihre Lebenserfahrung, ihr Engagement bei QueerBW, interne Struktur und innere Führung der Bundeswehr.

 

Am letzten Tag der Grundakademie wurde zusammen mit Sebastian Nieke von der Bundesakademie für Sicherheitspolitik das Thema sicherheitspolitische Kommunikation eruiert. Dabei wurden nicht nur gelungene Beispiele aus der Vergangenheit zur Sprache gebracht, sondern auch die Dienlichkeit und Notwendigkeit guter und zugänglicher sicherheitspolitischer Kommunikation für Politik und Gesellschaft erklärt.  

Den Schlusspunkt der 45. SGA setzte Dunja Neukam vom Patenschaftsnetzwerk Afghanische Ortskräfte e.V. Frau Neukam berichtete über ihre Arbeit in Afghanistan und die Hilfe, Unterstützung sowie Wichtigkeit der Menschen vor Ort. Der Bericht ihrer persönlichen und beruflichen Erfahrung wurde begleitet vom Apell die Ortskräfte in der außenpolitischen Debatte nicht zu vergessen und eine nachhaltige Unterstützung dieser Menschen bei zukünftigen Auslandseinsätzen miteinzubeziehen.

Mit dieser Fülle an neuem Wissen, prägenden Unterhaltungen und vielseitigen Erlebnissen der vergangenen vier Tage, rundete das Akademien Ressort die 45. Grundakademie mit dem Feedback der Teilnehmenden ab. Zum Ende wurde in gemeinsamer Runde evaluiert und revuepassiert. Für die Offenheit und Anregungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind wir dankbar und werden diese Ideen alsbald in der nächsten sicherheitspolitischen Grundakademie umsetzten.

 

Final möchten wir uns bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern bedanken! Eure Motivation, Neugier und Diskussionsfreude haben sowohl die Grundakademie wie auch unsere kollektive persönliche Erfahrung bereichert. Mit Vorfreude schauen wir der kommenden Grundakademie entgegen. Im Juni erwartet Berlin uns aufs Neue!