Veranstaltungsbericht: Mali: Der Einsatz der Bundeswehr in Westafrika – (k)eine Zukunft?

Am 13.07.2021 warfen wir als Hochschulgruppe für Außen- und Sicherheitspolitik einen tiefgründigen und umfassenden Blick auf die Situation Malis und den Einsatz der Bundeswehr in Westafrika. Unser Referent Axel Geiling vom Multinational CIMIC Command legte mit seiner detailreichen Präsentation einen bedeutungsvollen Grundstein, der zum Nachdenken und der näheren Betrachtung der Geschehnisse in Westafrika beiträgt und unsere anschließende Diskussion lebhaft befeuerte.

Zum Einstieg betonte Herr Geiling, dass die Situation Mali und die eintretenden Ereignisse nichts Überraschendes mehr darstellen würden. Die sogenannten „Black Swans“ der Strategischen Vorausschau seien nicht mehr rechtmäßig zu verzeichnen, da die Veränderung der Grundstrukturen Malis durch Anzeichen vorausgesagt werden könne.

 

Zwecks des Zieles – eines erweiterten Blickes in die Zukunft Malis –  starteten wir in der Präsentation Geilings im Jahr 2013. Das Jahr markierte die Abnahme der besetzten Gebiete der Rebellen im Norden Malis. Das Rebellenbündnis entstand durch ein Zweckbündnis der Befürworter für autonomes Regieren und der islamistisch orientierten Gruppierung, um gemeinsam gegen die damalige Regierung vorzugehen. Frankreich trug maßgeblich zur Vertreibung der Rebellen bei, weswegen Axel Geiling einen analytischen Überblick des französischen Interesses für Mali bereitstellte. Hierbei wurde das geostrategische Interesse, die innenpolitische Bedeutsamkeit durch malische Staatsangehörige Frankreichs, das wirtschaftliche Ausmaß durch vorhandene Bodenschätze und das Interesse für den Kampf gegen den islamistischen Terrorismus betont.

 

Im Nachklang der Einnahme von unüberschaubaren Ausweichgebieten durch die Rebellen wurde, während des Versuches einer Neuformation des malischen Staates, eine Umgruppierung der Rebellen ermöglicht. Auch die Neuformation wurde von ethnischen Konflikten überlagert. Einhergehend mit den Problemen der Regierungsführung in Mali, wurde die UN Mission MINUSMA im Auftrag Frankreichs für eine multidimensionale Stabilitätssicherung eingeführt.

 

Als es dann im Jahr 2020 zum Putsch durch Assimi Goïta gegen den malischen Präsidenten Ibrahim Boubacar Keita (IBK) kam, kam es zu der Bildung eines Nationalen Übergangsrates, der aber insgeheim auch von Goita geleitet wurde. Geiling betonte, dass auch die Ernennung von Regionalgouverneuren auf Personen des Militärs beruhe, wodurch Goïta ein Netz der militärischen Führung schaffe.

 

Der Putsch im Mai 2021, welcher einen Putsch im Putsch darstellte, führte im Juni 2021 zum Einfrieren der französischen Operation Barkhane durch Macron und die Anstrebung einer Neuausrichtung internationaler Intervention. Herr Geiling verwies daraufhin auf die schwierig zu behandelnde Zukunft Malis, da die Bevölkerungsprobleme die malische Regierung an einer alleinigen Bekämpfung des Terrorismus hindere. Er verwies auf das spezielle Ungleichgewicht zwischen den Tuareg und anderen Bevölkerungsgruppen sowie auf die Kreierung von Selbstverteidigungsmilizen. Diese würden von Versprechen über gesicherten Lebensunterhalt und Positionen im Militär zehren und somit in ihrer Zahl erstarken.

 

Auf die Frage nach einer oder eben keiner Zukunft Malis ging unser Referent in einem Schlussstatement ein. Er empfinde nicht, dass Malis Zukunft in einem schwarzen Licht stünde. Es sei eine verantwortungsbewusste Bevölkerung, die nur eben vielen destabilisierenden Faktoren in ihrem Land zu meistern habe.

 

In einer anschließenden Diskussionsrunde wurde vor allem auf die Sichtweise der Bevölkerung Malis über das internationale Engagement gesprochen. Hier berichtete Herr Geiling, dass die Wahrnehmung zunehmend kritisch geworden sei, was auch durch eine Enttäuschung über das Engagement der letzten zwölf bis 18 Monate entstanden sei. Die malische Bevölkerung sehe Zusagen vermehrt als nicht eingehalten an.