Vielfalt hat die Bundeswehr, die Frage ist nur, ob man diese sichtbar macht

Am 09. Oktober 2023 durfte die Trierer Hochschulgruppe Anastasia Biefang zu einer Online- Diskussionsrunde zum Thema "Queer sein in der Bundeswehr" begrüßen. Frau Biefang, die sich selbst 2015 als trans* outete, ist Sachgebietsleiterin im Kommando Cyber- und Informationsraum in Bonn. Außerdem engagiert sie sich ehrenamtlich im Verein QueerBW, welcher die Interessenvertretung von LGBTQ+ Angehörigen der Bundeswehr darstellt.

 

Unsere Veranstaltung begann mit einer Vorstellung ebendieses Vereins, welcher im Jahr 2002 als "Arbeitskreis Homosexueller Angehöriger der Bundeswehr e.V." gegründet wurde, und eine entscheidende Rolle bei der Beratung und Unterstützung von queeren Angehörigen der Bundeswehr in allen Laufbahn- und Statusgruppen spielt. Zu den zentralen Zielen und Forderungen des Vereins QueerBW gehören unter anderem die sichtbare Aufarbeitung von Diskriminierung innerhalb der Bundeswehr, beispielsweise in Verbindung mit einer wirksamen Vermessung des SoldRehaHomG – dem Gesetz zur Rehabilitierung homosexueller Soldat:innen – und einem aktiven Lernen aus der Vergangenheit. Außerdem tritt QueerBW für die Implementierung einer Diversitystrategie innerhalb der Bundeswehr ein, welche ebenfalls maßgeblich zur Stärkung der Wertschätzung sowie Akzeptanz für jede:n beitragen kann.

 

Darüber hinaus haben wir in unserer Veranstaltung über vergangene diskriminierende Faktoren innerhalb der Bundeswehr gesprochen. So diskutierten wir etwa über einen Erlass der Bundeswehr aus 1984 welcher erst im Jahr 2000 abgeschafft wurde und vorsah, dass offen homosexuelle Soldaten nicht befördert und gegebenenfalls sogar entlassen werden konnten. Außerdem sprachen wir darüber, dass die Bundeswehr Frauen erst ab 2000 zum aktiven Militärdienst zuließ. Allerdings wurden diese beiden Veränderungen erst durch Druck von außen, nämlich durch die gerichtlichen Klagen von Oberleutnant Winfried Stecher und Tanja Kreil in Gang gesetzt – wünschenswert wäre jedoch ein Veränderungsprozess von innen heraus gewesen. Und obwohl die Bundeswehr Diversity auch immer mehr als Führungsaufgabe versteht, gibt es bis heute keine:n offen lebende:n homosexuelle:n Admiral oder General.

 

Zum Ende der Veranstaltung diskutierten wir gemeinsam darüber, wie bessere Strukturen in der Bundeswehr geschaffen werden können. Wir kamen zu dem Schluss, dass insbesondere ein Ansetzen auf der institutionellen Ebene wichtig sei. Noch hadere man teilweise mit altbackenen Vorurteilen, welche den Prozess hin zu mehr Inklusion und Gleichberechtigung erschweren. Positiverweise fand am 09. Mai 2023 jedoch das erste Mal eine Diversity-Konferenz im Kontext der Streitkräfte statt.

 

Wir bedanken uns bei Anastasia für die spannenden Einblicke und bei den Teilnehmer:innen für das r