Wie kann Soft Power geübt werden? – Ein Bericht über die Joint Cooperation 2017

Absicherung demokratischer Wahlen, korrupte Machthaber, demonstrierende Bürger, eskalierende Gewalt und eine große Havarie auf der Weser. Mitten drin zwei Studierende vom Bundesverband Sicherheitspolitik an Hochschulen (BSH), die die Möglichkeit hatten bei der größten multinationalen CIMIC-Übung „Joint Cooperation 2017“ hinter die Kulissen zu schauen.

Ein internationale Team aus zivilen und militärischen Beobachtern begleitet die Übung (Foto: SRein (ZentrZMZBw))

Lageplanung des Beobachter-Teams (Foto: SRein (ZentrZMZBw))

In Kooperation mit dem Zentrum Zivil-Militärische Zusammenarbeit der Bundeswehr entsandte der BSH zwei Studierende zum aktuell größten NATO-Übungsszenario im Bereich „CIMIC“. Im NATO-Jargon bezeichnet CIMIC die Civil Military Cooperation, welche in erster Linie die Erstellung eines zivilen Lagebildes gewährleisten soll. Der Auftrag sieht vor, den Kontakt zu nicht-militärischen Akteuren in Krisengebieten zu suchen und zwar unabhängig davon, ob es sich um lokale Machthaber, Nicht-Regierungs-Organisationen oder die Bevölkerung handelt. Ferner unterstützt es die Etablierung einer positiven Wahrnehmung der NATO-Kräfte, denn ein gutes Verhältnis zu den Bürgern aufzubauen und die Rolle eines Ansprechpartners zu erarbeiten, ist stets ein wichtiger Faktor für den erfolgreichen Ausgang einer Mission.

 

Die Strukturen hinter den Kulissen

Als „Observer“ – Beobachter – verbrachten die beiden BSHler die siebentägige Übung in der 1.800 km² großen Region um Nienburg. Über 100 Rollenspieler aus Politik, Wirtschaft und Hilfsorganisationen boten den etwa 370 teilnehmenden Soldatinnen und Soldaten aus 23 Nationen die Gelegenheit eine Vielzahl realitätsnaher Szenarien zu üben. „Als Beobachter“, erklärte Max Mölkner (BSH), „konnten wir die Übung in all ihren Facetten und auf allen Einsatzebenen kennenlernen.“ Im Unterschied zu den aktiven Teilnehmern, verfolgten die BSHler nicht nur die Prozesse der laufenden Übung, sondern auch das Entwerfen der einzelnen Ereignisse im Vorfeld sowie deren Verwertung im Feld sowie im Planungsstab und der anschließenden Bewertung.

 

Theorie und Praxis

Im fiktiven „Framland“ - welches im letzten Jahr von Naturkatastrophen, zivilen Unruhen und daraus resultierenden Flucht- und Antiregierungsbewegungen heimgesucht wurde - standen aktuell Wahlen an. Angesicht der prekären humanitären sowie politischen Situation, wurde erneut die NATO um Unterstützung gebeten. Ziel der Mission war es, ein sicheres Umfeld für die Durchführung der Wahlen zu schaffen. Dabei stellten sich Sprachbarrieren und kulturelle Unterschiede – auch zwischen Zivilakteuren und Militärs – als ernstzunehmende Herausforderungen dar. Im Speziellen zur Überbrückung dieser Kommunikationsschwierigkeiten diente die Übung. Im Feld wurden diese mit Hilfe von Sprachmittlern, welche die CIMICer bei ihren Gesprächen unterstützen, überwunden. Hinter den Kulissen übten ein Team aus Soldaten der Akademie der Bundeswehr für Information und Kommunikation, Journalisten und Vertretern der allgemeinen Rundfunkmedien mit den Teilnehmern den professionellen Umgang vor der Kamera.

 

Nicht aus der Ruhe bringen lassen

Eine Woche lang nur das Kommunizieren üben? Ganz so einfach sollte es nicht sein. Mit viel Engagement aus den Reihen der Leitung und der Rollenspieler, spitzten sich die Ereignisse in Framland stetig zu. Es galt „Fake News“ zu analysieren, Schutz vor gewalttätigen Separatistengruppen zu gewähren, Demonstrationen gegen die NATO-Truppen auszuhalten, Flüchtlinge zu unterstützen und Katastrophenhilfe zusammen mit Technischem Hilfswerk und Rotem Kreuz zu leisten. Nur unter dem Motto der Joint Cooperation 2017: „One Mission – One Team“ ließ sich die Situation beruhigen.