Zweites Online-Seminar der Reihe zu COVID-19 und Sicherheitspolitik

„China & USA: Verantwortungsvolle Großmächte in Zeiten von COVID-19?“ Dieser Frage gingen wir am 22. Mai 2020 mit Dr. Iris Wurm (Goethe-Universität Frankfurt am Main) und Dr. phil. Alexander Reichwein (Justus-Liebig-Universität Gießen) nach.

Am 22.05.2020 fand der zweite Teil unserer Online-Seminar-Reihe „Grenzenlose (Un-)Sicherheit – Sicherheitspolitik in Zeiten von Covid-19“ statt. Gemeinsam mit Dr. Iris Wurm (Goethe-Universität Frankfurt am Main) und Dr. Alexander Reichwein (Justus-Liebig-Universität Gießen) haben wir uns der Frage angenommen, ob bzw. zu welchem Grad man die Vereinigten Staaten von Amerika (USA) und die Volksrepublik China (China) als verantwortungsvolle Großmächte in Zeiten von Covid-19 bezeichnen kann.

 

Zu Beginn durften beide ReferentInnen auf die Rolle Chinas und der USA in der Welt aus Ihrer jeweiligen theoretischen Perspektive (Realismus und Liberalismus) eingehen. Dr. Reichwein wie auch Dr. Wurm sehen die USA nicht als absteigende Macht, viel mehr steigen andere Mächte, wie die Volksrepublik China, relativ gesehen auf. Im Anschluss wurden die ReferentInnen gefragt, wo genau Sie Konflikte zwischen den beiden Großmächten sehen und welche Weltordnungsvorstellungen diese verfolgen würden. Dr. Wurm führt aus, dass Europa im US-Chinesischen Machtkonflikt an Bedeutung verliere und dass sich Asien eher im Fokus eines möglichen Konfliktes stehe. Trumps Politik gegenüber China sorge dafür, dass die Volksrepublik ganz gezielt in Lücken vorstoßen könne, die auf der Internationalen Ebene durch einen US-amerikanischen Rückzug entstünden. Dr. Reichwein betont hingegen, dass der Konflikt zwischen den USA und China unvermeidbar sei, egal, was die USA oder China tun würden. Des Weiteren trage sich dieser Konflikt auf politischer, wirtschaftlicher und sicherheitspolitischer Eben aus. Hinzu komme noch eine neue Entwicklung: Eine ideologische Konfliktachse. Diese trage zur zunehmenden Globalisierung des Konfliktes bei und mache ihn unaufhaltsam.

 

Konfliktachsen und -themen, Ressourcen der beiden Großmächte und die Frage nach dem Willen zur Macht sollten als nächste Themen beleuchtet werden. Ein besonderes Konfliktpotential sehen beide ExpertInnen für Staaten, die sowohl mit den USA als auch mit China wichtige bilaterale Beziehungen unterhalten. Dies sei vor allem der Fall, da die USA als Hegemon, nach der liberalen Überzeugung von Dr. Wurm, von ihren Partnerstaaten auch Anerkennung erwarten, im Austausch für die Führung und Güter, die sie bereitstellen. Dr. Reichwein führt in diesem Kontext aus, dass China wie auch die USA über genügend militärische und wirtschaftliche Ressourcen verfügen würden und bereit wären, diese in einem Macht- und Verteilungskonflikt einzusetzen.

 

Vor Beginn der offenen Diskussionsrunde wurden beide ReferentInnen darauf angesprochen, ob, und wenn ja, was die Corona-Krise im Konflikt zwischen den USA und China verändert habe.  In der Corona-Krise würden die USA ihrer eigenen Position durch die Unterminierung der selbst geschaffenen internationalen Institutionen schaden, während China seine Position durch Intransparenz und Un- bzw. Halbwahrheiten schwäche. Die Corona-Krise zeige für Dr. Reichwein also, dass das internationale System keinen neuen oder alten Hegemonen habe, sondern, dass es anarchischer werde. Dr. Reichwein beschreibt außerdem den enormen Macht- und Prestigegewinn, den China in den letzten 20 Jahren zu verzeichnen habe. Mit den dadurch akkumulierten wirtschaftlichen Ressourcen und der zuletzt ausgebauten Softpower könne sich die Volksrepublik als Stimme marginalisierter Staaten darstellen und trete zunehmend als der Staat auf, der als Erstes Hilfe anbiete.

 

Die Fragerunde beinhaltete Fragen zur demokratischen Verfassung der USA und deren Einfluss auf den Konflikt mit China, Hongkong, Europas Rolle in diesem Konflikt und viele mehr. Daher möchten wir uns bei allen ZuschauerInnen und natürlich unseren ReferentInnen, Dr. Wurm und Dr. Reichwein, bedanken. Das vollständige Online-Seminar könnt ihr euch auf unserem YouTube Kanal ansehen: https://youtu.be/O5BhvlMzy14

 

Die nächste Veranstaltung unserer Reihe „Grenzenlose (Un)Sicherheit: Sicherheitspolitik in Zeiten von Covid-19“ wird am 17.06.2020, ab 17:30  mit Frau Alena Epfianova von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik das Thema „Corona auf Russisch: (Sicherheits)-politischer Wandel Widerwillen?“ behandeln.